Buick 6 – Juice Machine
Was Roger Hubbard hier mit seinen National-Gitarren (akustisch wie elektrisch) betreibt, ist Roots-Suche und -Pflege in Reinkultur. Unterstützt von Bassist Colin Gibson (Ex-Skip Bifferty, -Snafu, -Radiator etc.) und Drummer Liam Genockey (Paul Brady, Steeleye Span, Bert Jansen etc.) reiht er sich ein in die britische Songwriter-Oberliga zu John Martyn und Richard Thompson.
Traumwandlerisch verknüpft Roger Hubbard Traditionelles sowie Modernes, wandelt auf Blues-Pfaden und streift durch Folk-Gefilde, ohne dabei jemals bieder zu 1 zitieren oder gar plump zu kopieren. Der Gi- tarrist, der auf Platte bis dato nur wenig von sich hören ließ (u. a. auf dem Buick 6-Debüt „Cypress Grore“ und auf „Busy Bootin“‚ zusammen mit John Pearson), ist auf der Slide längst eine Klasse für sich. So benutzen die Gitarrenbauer von National und ein großer HiFi-Gerätehersteller „Cypress Grove“ als Referenz-Album bei Tests.
Bis auf J. Moores „King Bee“ und J. D. Millers „Sugar Coated Love“ sind alle Titel Buick-6-Eigengewächse – und die haben’s in sich. Man führe sich etwa nur „Nothin‘ Left To Lose“ zu Ohren, diese swingende Gitarre, das behutsam treibende Schlagzeug und die Kapriolen schlagende Mandoline, und schon ist man gefangen von der Kompetenz dieser Musiker – oder als Dröhnrock-Anhänger definitiv auf der falschen Veranstaltung. Für die jedoch, die den Einstieg in diese durchweg filigrane Musik finden, tun sich, Track für Track, Song-Schatzkästchen auf.
Angesichts der betrüblichen Tatsache, daß nahezu alle Welt der britischen Rockmusik (Ausnahmen Oasis, Blur & Co.) bereits den Toten- schein ausgestellt hat, sollte man vielleicht doch mal an den gesunden Menschenverstand appellieren. Die britischen Musiker haben sich nämlich, von einigen Dinosauriern der Branche gottlob einmal abgesehen, nicht etwa kollektiv aufs Altenteil begeben oder den Beruf gewechselt, sondern erfreuen sich bester Gesundheit und tun immer noch das, was sie am besten können: Musik machen.