Carla Bruni – Quel qu‘ un m‘ a dit :: Naive/SPV
Also gut, wie hat sie’s gemacht? Saß Carla Bruni, wenn die Foto-Kulisse kurz umgebaut wurde, mit angezogenen Beinen und dem großen Karoblock auf einer Ledercouch und hat ein paar Reimen den letzten Schliff verpasst wie Neil oung auf dem berühmten Bild? Man weiß doch, dass Models nie Zeit für Musik haben. Carla Bruni lässt sich zwar nicht mehr fotografieren, aber trotzdem muss man es so sagen: Für ein Model hat sie eine tolle Platte aufgenommen.
Selbstverständlich will sie, dass wir ihren Erstberuf nicht vergessen oder aus falsch verstandener Fairness darüber hinwegsehen. „Die Liebe passt mir nicht, sie ist nicht von Saint-Laurent“, singt Bruni in „L’amour“. Eines der besten Stücke, auf dem Produzent Louis Bertignac (Ex-Telephone) sie auf der gefingerten E-Gitarre begleitet, treibt es diesbezüglich auf die Spitze: „Regardez-moi, je suis le plus beau du quartier“, hallöchen, ich bin die Schönste im Viertel. Und wie sich die anderen Frauen drüber ärgern, und wie heiser sie das singt. Carla Bruni haucht nicht und hat auch keine rauchige Stimme, sie Ist im medizinischen Sinn heiser. Es klingt extrem gut. Das provoziert allerdings keine dirty old mdn-Fantasien. Mehr so: Die Schöne von der benachbarten Campingplatz-Parzelle, die ein wenig Dreck unter den Nägeln hat und das „r“ manchmal bretonisch rollt. Was an „Quel qu’un m’a dit“ sexy ist, teilt sich ganz sicher auch weiblichen Hörern mit und sogar den vielen „AmeTie“-Fans, die diese CD bald zum Geburtstag kriegen. Bänkelgesänge mit Kontrabass (wie Fairground Attraction), folkloristische Vier-Akkord-Lieder, Theatermusik, lange Zeilen, viele, viele Wörter. Ein paar Texte sind doof, aber Brunis entspannte attilmk als Musikerin ist tadellos. Andere müssen erst drei beschissene Bands gründen, um hinterher so wenig falsch zu machen.