Caroline Now!
Unser Brian. Schon immer steckte er voller Widersprüche: Mit den Beach Boys schenkte er der Welt das wohl vollkommenste Pop-Album aller Zeiten, doch als er Phil Spector traf, fehlten auch ihm zunächst einmal die Worte. In seinem Musikzimmer ließ er sich einst einen überdimensional großen Sandkasten um sein Klavier herum bauen, um in die richtige Stimmung fürs Songschreiben zu kommen.
Erst als sich die Sandkörner in der Klaviatur befanden, hatte er ein Einsehen. Und dann die panische Angst vor dem Wasser. Das Glasauge des despotischen Vaters. Der blöde Vetter Mike Love. Der ständige Zwist um Eugene Landy, der Brian auf Hawaii schlussendlich vor einem viel zu frühen Ende bewahrte.
Vieles mehr noch gäbe es über das Genie, das im Grunde bis zum heutigen Tage ein Kind geblieben ist, zu erzählen. Dies übernimmt nun auf eine etwas andere Art und Weise eine illustre Künstlerschar, indem sie „Caroline Now“ die eher etwas unbekannteren, unentdeckten oder auch bisher unveröffentlichten Schätze von Brian Wilson und seinen Beach Boys neu interpretiert. Die Auswahl sowohl dieser 24 Songs als auch der Künstler verdient hierbei nur die Bezeichnung „exquisit“. Sean O’Hagan, von jeher ein großer Verehrer von Wilson, erklärte sich erstmalig dazu bereit, mit den High Llamas einen Song der Beach Boys zu covern („Anna Lee, The Healer“), Saint Etienne geben dem leider niemals veröffentlichten „Stevie“ ein neues, reduziertes Gesicht, und die legendäre Sixties-Formation The Free Design hat sich nach fast 30 Jahren wieder zusammen gefunden, um „Endless Harmony“ zu vertonen. Und „Caroline, No“, dieses exemplarische Rührstück über verlorene Unschuld und das Erwachsenwerden, wird der Aluminum Group überlassen. Obwohl auch noch Stevie Jackson von Belle & Sebastian, die süperben Pearlfishers, Norman Blake vom Teenage Fanclub und sogar Kim Fowley und Alex Chilton mit dabei sind, stammen die wirklichen Highlights auf diesem etwas anderen Tribute Album von hier zu Lande kaum bekannten Interpreten: Die wundervolle Kle enthusiasmiert mit „Rainbow Eyes“ von dem nie erschienenen Brian-Wilson-Solo-Album „Sweet Insanity“, während Eugene Kelly, dereinst Kopf der Vaselines, „Lady“, ein Stück von Dennis Wilson &. Rumbo (1969), sanft ins Reich der Crooner überführt Neil Finn, Sänger und Songschreiber der unterschätzten Crowded House (die sich nicht auf dieser vorbildlichen Compilation befinden), der mal Lennon, mal Wilson sein wollte, sang einmal: „Whenever there is comfort, there is pain.“ Auf kaum jemanden trifft dieser Satz so zu wie auf Brian Wilson; umgekehrt wird auch ein Schuh draus.
Don ‚t go near the water, Brian.