Catatonia – Paper Scissors Stone

Nanu, was ist denn mit Cerys Matthews los? Streicher wehen über einem trägen Rhythmus, und am ungezogenen Speed-Girl des Britpop nagt der große Zweifel: „What am I doin‘ here? Goodbye godspeed, I can’t give you what you need/ (…) I’m as lost as you are…“ Nun gut, der Affenzahn speziell der Jahre 1998/99 nebst Boulevardisierung der Band war ja auch nicht durchzuhalten, ohne die Gesundheit ernsthaft zu gefährden. Also mal satte 18 Monate Pause. Lesen, fernsehen, Schach (!), Ballettstunden (!!), reiten, neue Leute treffen, Haare schneiden, auf dem Land rumtoben. Fernziel: „Mit einer frischen Palette zurückkehren.“ Alles im Rahmen freilich.

Und so klingen etliche Farben auf J*aper Scissors Stone“ doch hübsch vertraut Mag auch inzwischen angeblich das Leise das eigentlich Laute sein: Catatonia sind immer noch gern einfach laut Einfach so. Den Feind wähnt Matthews aber nicht länger im verhassten „Londonium“, sondern im Waliser Pub gleich nebenan, im „Immediate Circle“, den sie gewohnt spöttisch gegen die Wand krachen lässt Im großen Zirkus, den sie darob anpeilt, hat’s durchaus ein paar Attraktionen. Dass sie inzwischen als Vokalistin längst mehr sein kann als die kleine Kratzbürste vom Dienst, bestätigen Songs wie „Beautiful Loser“ und das Piano-Vokal-Intro zu „Imaginary Friend“. Und in einem Anfall von Empathie drückt sie in „Shore Leave“ sogar die schnöseligen Hauptstädter mit an die Brust Denn: „We all need someone, somewhere.“ So kalkuliert wie einst „Mulder & Scully“ klingt „Is Everybody Here On Drugs?“, macht sich aber als kleine, keifende Tochter von „Mother’s Little Helper“ passabel.

Clive Langer und Alan Winstanley (Madness, Costello, Dexy’s) fahren als Produzenten das volle Programm mit Breitwand-Tendenz. Das gelingt nicht immer so gut wie in „Fuel“, hinter manchem Pomp scheint nur Pose zu stecken („The Mother Of Misogyny“). Und beim Fürt mit Sound-Aktualitäten zerlaufen die (neuen) Farben jenseits eines winziges Intermezzos („Apple Core“) ziemlich schnell („What It Is“).

Bleibt vielleicht noch die Frage, ob Catatonia je von den Schramms gehört haben. „Rock Paper Scissors Dynamite“ titelten die amerikanischen Folk-Schreiner schon 1992. Natürlich ein Zufall, doch die eine oder andere Sprengladung wissen auch die Waliser immer noch zünftig zu zünden. Papier, Stein, Schere – und Booooooommm!

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates