Charles Mingus – Mingus Dynasty
„On a roll“ sei er 1959 gewesen, untertrieb der sonst zu Übertreibungen neigende Improvisationsmagier. „In overdrive“ würde es besser treffen, denn kaum war ihm mit „Mingus Ah Um“ Teiner der genuinen Geniestreiche der Jazz-Historie gelungen, widmete er seine schöpferische Geisteskraft den beiden Sessions für dieses Album. Mit zwei „Jazz-Groups“, einem Tentett und einem Nonett, die personell zwar gut zur Hälfte identisch sind, indes diverse klangfarbliche Variationsmöglichkeiten qua Celli oder Vibes bieten. Wie auf „Ah Um“ gestalten sich die einzelnen Tracks hochindividuell, fügen sich aber nicht zum perfekten Puzzle, sondern bilden eine Abfolge, die so zufällig scheint wie die Titel der Mingus-Kompositionen. Die, so verrät der Meister in den Liner Notes, wähle er willkürlich aus ohne Bezug zur betreffenden Musik. Was sämtliche Sinnfragen ins Abseits stellt, leider. Denn die Vorstellung von einer „Diane“, deren Persönlichkeit so prinzipienlos wäre wie die Tonalität des gleichnamigen Tracks, böte Stoff für allerlei Fantasien. Ohne die das Album freilich auch begeistert, entweder als preisgünstige, qualitativ ordentliche Columbia-Pressung oder, audiophilen Ansprüchen genügend und mit dem Bonus-Cut „Strollin'“ nicht unbedingt aufgewertet, zum dreifachen Preis.