Chavez – Ride The Fader

Und am Ende blubbert gemütlich ein defekter Heizkörper. Das ist der passende Abschluß für ein Album, auf dem so ziemlich alle Geräusche vorkommen, die du in und um dein Apartment in der Lower East Side vernehmen kannst. „Ride The Fader“ haben Chavez aus New York ihr zweites Album betitelt, und manchmal ziehen sie den Regler runter und mischen seltsam anheimelnde Geräusche in ihre seltsam anheimelnden Songs um Liebe, Verzweiflung et cetera.

Keine Mißverständnisse, bitte: Chavez nehmen ihre Lebensbeichten und Leidensberichte in solch flirrend hohen Sequenzen auf, daß einem das Herz fiept und die Gehörgänge zerreißen. Oder umgekehrt. Aber trotz aller jungmännisch daherkommenden Härte verschleiern die vier nicht, daß ihre Wurzeln irgendwo in den Achtzigern liegen, mithin in einer Zeit, in der neue amerikanische Gitarrenmusik noch nicht an ihrem Verwandheitsgrad zu Grunge gemessen wurde. In der Musik von Chavez liegt tiefe Trauer. Wehmut, die weh tut.

Bei „“Ride The Fader“ kommt einem die Rock-Fraktion des Label-Katalogs von SST in den Sinn. Die konzentrisch gewuchteten Gitarrenfiguren des Eröfmungs-Stücks „“Top Pocket Man“ verweisen auf die jungen Screaming Trees, und wenn Sänger Matt Sweeney in „“Our Boys Will Shine Tonight“ gleichsam auf seinen Knien gegen einen wall of sound anschreit, erinnert das an Hüsker Düs Bob Mould – von dem Sweeney hörbar viel in Sachen Songwritertechnik gelernt hat.

Sowas ist heute schon klassisch.

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