Chilly Gonzales :: Solo Piano II
Der Kanadier produziert wieder salonfähige Stimmungsaufheller
Kann man der salontauglichen Popmusik auf „Solo 2“ gerecht werden, obwohl man ihr konzentriert zuhört? Wenn sich der Kanadier Jason Charles Beck alias Chilly Gonzales, der sich mal als Rapper versucht, mal Feist produziert, ganz allein ans Klavier setzt, entstehen hochgradig intime Miniaturen, die von Fans wie Medizin eingesetzt werden: Stimmungsaufheller, intensive Backgroundmusik fürs Bügeln oder Kilometerfressen.
Intensiver Background? Das Seltsame schon am Vorgänger „Solo Piano“ (2004) war, dass die Melodien hängen bleiben, selbst wenn man sie nur ganz nebenbei wahrnimmt. Scheinbar beiläufig spielt Chilly sie – und doch genauestens kalkuliert. Monatelanges Üben im Vorfeld, immer neue Variationen im Studio, dem „Pigalle“ in Paris. Die Perfektion, um die es dabei geht, ist keine technisch glatte. Chilly verwendet bewusst keinen Flügel, sondern ein leicht obskures Klavier mit wenig Obertönen. Der Charme des Beiläufigen soll zusammenkommen mit wohldosierter Emotion.
Letztlich ist diese etwas gefallsüchtige Klaviermusik zwischen Yann Tiersen und Satie, ein wenig Blues und Gershwin ein strikt nostalgisches Unternehmen. Entertainment alter Schule, wobei Gonzales seine Erfahrungen als Barpianist nutzt. Die Dreiklangseligkeit von „Nero’s Nocturne“ weckt Lust auf mehr sophistication, aber meist nehmen seine 17 Minisongs eine kleine Wendung, just wenn man meint, sie seien allzu berechenbar. Er ist eben ein idealer Interpret seiner hausmusikalischen Petitessen. (Gentle Threat/Indigo) Klaus von Seckendorff
Beste Songs: „Othello“, „Rideaux Lunaires“