Chocolate Genius – Godmusic: Ein Leisetreter-Monster des New Yorkers Marc Anthony Thompson :: V2/ZOMBA
Als Marc Anthony Thompson 1997 sein letztes Chocolate Genius-Werk ausbrütete, schlug die freundliche A&R-Frau von der Plattenfirma ob des ersten Höreindrucks vor, man solle diesem bei der Auslieferung an den Endverbraucher doch gleich jeweils eine Rasierklinge beilegen. Woraufhin der umtriebige Tausendsassa aus Brooklyn beschloss, das Werk „Black Music“ zu taufen, weil: Dunkler als
schwarz gehe nun mal nicht. Soviel zum Humor eines Mannes, der als Theaterdramaturg („A Huey P. Newton Story“) ebenso sicher auf der großen Bühne steht wie gemeinsam mit den Roots bei einem Prince-Tribute.
Was steht uns da erst mit „Godmusic“ ins Haus? Gewiss keine heilige Messe in bester Gospel-Manier, auch wenn Thompson sich in „To Serve You“ vielversprechend heranflüstert an einen State ofgnace. Woanders rutscht ihm das Herz schon mal in die Hose. „Father forgive me, for yes I have sinned“, fleht er im“Infidel Blues“. „But to drink her bathwater, I’d do it all over again.“ Wohl bekomm’s. Selbst der ganz klassische Blick in „The Eyes Of The Lord“ verheißt letztlich keinen Frieden. „There’s no joy, there’s no rest, there’s no peace for the beast.“ Das Biest Chocolate Genius ist Marc Anthony Thompson. Aber Thompson ist nicht Chocolate Genius, nicht allein. Zum losen New Yorker Kollektiv zählen in der aktuellen Inkarnation Abe Laboriel Jr., Marc Ribot, Chris Whitley und Chris Wood – um die bekanntesten Namen zu nennen und neuerdings auch Kevin Salem.
Die Gitarren bleiben auf „Godtnusic“ meist dezent in der Spur, von Rock kann nicht die Rede sein – ein kleines Leisetreter-Monster ist dieses Album mit heimlichen Hits wie „Planet Rock“ und „Pocket Mouse“ aber allemal. Und:“Go-/mK5ic“ist nicht zuletzt auch black music – und unterläuft doch viele Klischees, die damit sonst einhergehen. Gerade eben auch durch Thompsons fragil-minimalistische Vocals, die Ausdruck nicht mit einer Lungenpressmaschine verwechseln.