Chris Cacavas – Bumbling Home From The Stars :: Das Comeback des Songschreibers, der die Orgel wiederentdeckt hat; NORMAL
Zuletzt wünschte er sich nur noch weg. Weit weg auch von sich. Pechschwarz drohte die Hülle von „Anonymous“, und im Booklet posierte Chris Cacavas als Tramper mit einem riesigen Kakteen-Ballon als Kopfersatz und einem Pappschild. Aufschrift: „“oblivion“. Dem Vergessen anheim gegeben? Nein, das kann keiner wollen. Er selbst am wenigsten. Und so kehrt er jetzt von den Sternen (oder aus dem Nirwana) heim.
Doch wo ist daheim heute? Cacavas selbst charakterisiert „“Bumbling Home From The Stars“ als Zwischenschritt auf dem Weg zu… ja, zu was? Genau diese Frage macht den Reiz eines Albums aus, welches in einige Richtungen deutet, ohne ein abschließendes Urteil vorwegzunehmen. Dass es dabei nicht in seine Bestandteile zerfällt, kann nicht gegen den Songwriter Cacavas sprechen, der selbst halbwegs eingängigen Gitarren-Pop („“Don’t Think Twice“) nie einfältig anrichtet. Gitarren spielen hier sonst kaum eine tragende Rolle, vorlaute (von „“On My Back“ mal abgesehen) schon gleich gar nicht.
Dafür hat der Wahlkalifornier aus Arizona sein erstes Instrument wiederentdeckt, mit dem er einst bei Green On Red den Ton angab. „“I’m just looking for work in the hands of some cold blooded jerk“, singt Cacavas in „“Guns View“, getragen von Orgelgurgeln. Alltägliche Gewalt aus der Sicht einer 44er Magnum. Oder: der Beweis, dass originelles Songwriting auch von der Perspektive lebt. In Songs wie „“Sucker“, „“It’s All Over“ (da besonders profund) und „“California“ (das er am liebsten dem Pazifik übergeben möchte) baut Cacavas zudem die Cello-Connection aus, die „“The Burden“ (auf „Anonymous“) angedeutet hatte. Und in „“Saviour“ und dem Folk-nahen „“A Bag And A Bottle“ sorgt gar eine Posaune für überraschende Klang-Farbe.
Weniger in der Wahl der musikalischen Mittel, aber gewiss in seiner allgemeinen Zurückgenommenheit könnte man „“Bumbling Home From The Stars“ so fast als eine Art Lounge-Album bezeichnen. Ein bisschen spooky geht es ja auch zu. „I Just Killed A Man“. Und dann ab nach Disneyland (zum Beispiel). Das Schönste aber ist, dass Chris Cacavas nicht mehr meint, sich verstecken zu müssen.