Chris Cornell – Scream
Als im Sommer letzten Jahres ruchbar wurde, dass Cornell für sein mittlerweile drittes Soloalbum eine Kollaboration mit Timbaland eingegangen sei, schlugen die Audioslave-Sympathisanten die Hände über dem Kopf zusammen und die alten Soundgarden-Addicts fielen gleich ganz vom Glauben ab. Die erste Single „Long Gone“ gab den schlimmsten Defätisten recht, und alles Weitere danach auch.
Dieses Album werden sich Cornell-Puristen also gar nicht mehr anhören — und auch nicht viel verpassen. Gitarren sind quasi nicht vorhanden, und wenn, dann klingen sie genauso aseptisch wie die festplattengenerierten Electro-Sounds; dafür gibt es viel LoFi-Geblubber, -Gezirpe und -Geräusche, auch schon mal ein paar warme, Farfisa-simulierende Keyboard-Tupfer (auf dem hübsch perlenden „Time“) und massenhaft Chorus-Overdubs, um den alten Schreihals zum R&fB-Goldkehlchen aufzupolieren, was dann auch fast gelingt. Zusammengehalten wird das von den üblichen verschleppten, unbedingt tanzbaren Hiphop-Beats.
Da kann Cornell noch so sehr auf seinem integralen Anteil am Songwriting beharren, es ist ein Timbaland-Album geworden. Wer also noch so eins braucht, hier ist es! Wer lieber was von Cornell hören wollte, bleibt auf ein paar Stellen sitzen, in denen es seinem Produzenten mal nicht gelingt, auch noch das letzte Gran individueller stimmlicher Rabiatesse einzuseichen mit der kurrenten Pop-Schmierage, aber vermutlich ist auch das noch kalkuliert. „Long Gone“, „Sceam“ und „Climbing Up The Walls“ fackeln zwar auch nicht gerade das Studio ab, aber wenigstens ein paar Mal rechtfertigt er hier die viel, zu viel versprechende Gewalttätigkeit des Covers.