Chris Whitley – Rocket House
Manchmal braucht’s eine kreative Verschnaufpause, um den kleinen Quantensprung in eigener Sache vollziehen zu können. Und etwas Hilfe von außen. Chris Whitley benötigte ein Live-Album und improvisierte Covers („Perject Day“), um jetzt ein Album machen zu können, das seinem kleinen Comeback „Dirt Floor“ fast diametral gegenübersteht In der
Wahl der musikalischen Mittel, im intimen Gestus nicht immer. Und er benötigte einen Produzenten wie Tony Mangurian (Bob Dylan, Willie Nelson), der neue Pfade aufzeigen konnte, ohne das vertraute Gepäck des lange solo Reisenden völlig am Wegesrand versauern zu lassen. Dass ein DJ Logic hier und da ein paar nette Scratches plazieren konnte, ist für das Gesamtbild jedenfalls relevanter als das Gastspiel von Dave Matthews (sein US-Labelchef) und gar Bruce Hornsby, die denn auch bei dem emphatisch schwingenden „Radar“ nicht so viel falsch machen können.
„Rocket House“, sagt Whitley, sei „mehr eine Struktur als ein Gitarren-Album“. Dass es dann doch auch wieder seine Gitarre ist, die dem Album Halt gibt – mit Akustik-Akkorden in „Solid Iron Heart“, als Kreissäge-Endlos-Lick bei „Chain“ – muss da kein Widerspruch sein. Am Konventionellsten bleibt dabei „Say Goodbye“, das seine Text-Klischees auch noch mit Stadion-Pathos futtert. Doch ins rege Zentrum von stocket House“ fiihrt eher der Titelsong mit seiner wuchtigen Stop’n’go-Schleife, die Whitleys Gesang ebenso trägt wie allerlei Ambientes. Oder das bezaubernde „Serve bu“: Whitley im Duett mit Tochter Trixie, TripHop meets Gospel. Oder das traurige „From A Photograph“. Oder das sanfte Delirium im“VerticalDesert“.