Christy Baron – Steppin‘

David Chesky, Labelboss und Produzent der „Baronin“, hat wohl ein Händchen für Sängerinnen, bei denen „jazz-orientated“ nicht als Schimpfwort eingestuft werden muss. Schon Sarah K. sang „blue notes“, wie sie Joni Mitchell erst neuerdings wieder so hinkriegt. Das 1997 veröffentlichte Debüt der auch als Schauspielerin erfolgreichen Christy Baron mischte Songs von Stevie Wonder und Bill Withers unter fürs Puristen-Ohr Pop & Soulverdächtige Versionen von Jazz-Standards. Ein kühl erotisches Juwel: ungewöhnliche Arrangements in gängiger Besetzung mit Klaviertrio und Sax.

Für diesen zweiten Streich hat sich Chesky mit Didier Rachou einen Fan von Samples und Drum Programming ins Boot geholt. Noch konsequenter bestimmen Klassiker von Prince, Peter Gabriel oder Lennon & McCartney das Repertoire, so dass ein altes Schlachtross wie „The Shadow Of Your Smile“ wie ein überflüssiger Beweis wirkt: Standards sind keine Frage des richtigen Jahrzehnts. Auffälliger als die dezenten Samples ist der raffiniert soundbewusste Umgang mit Percussion und Drums. Da wird Billy Prestons Hit „Will It Go ‚Round In Cirdes“ zu angefunktem Jazz noir“, und die Prince-Nummer „Thieves In The Temple“ entführt mit Streicherbegleitung in Jungle-Randgebiete. Selbst Phil Collins‘ nur für den harten Fan-Kern noch erträgliches „This Must Be Love“ entwickelt in der minimalistischen Baron-Version melancholischen Charme. Bloß der tuvanische Gesang am Anfang des Beatles-Songs „Tomorrow Never Knows“ wirkt aufgesetzt, und das tun sonst nicht einmal die Hip- Hop-Anklänge der beiden Rachou-Kompositionen.

Warum auch: Christy ist so funky, wie man sich das von einer Sängerin der Abteilung „jazz-orientated“ nur wünschen kann.

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