Clearlake – Cedars :: Domino

„Fear is a man’s best friend“, wusste bereits John Cale, und die teenage angst scheint auch unter Menschen verbreitet, die ihren 20. Geburtstag bereits hinter sich haben: „It’s all too much. I can’t take it any more. My mind is all wrong. I’m in my room, closing the curtains, and getting back into bed. The real world is too cruel, too hard. I want to live in a dream“, singen Clearlake in „It’s All Too Much“.

Das Quartett aus Brighton schreibt nicht einfach nur hervorragende Songs. Clearlake bauen kleine Archen, zimmern Schutzhütten, schaffen Welten in der Form einer englischen Kleinstadt. Wo die Beziehungen der Menschen untereinander klarer definiert sind, als im Ameisenhaufen einer Großstadt. Der Einzelne hat hier mehr Bedeutung, und das ist es doch, wonach wir uns am meisten sehnen, wenn wir einsam sind und ängstlich. Clearlake sind jedenfalls fest davon überzeugt, dass dunkle Wolken am Himmel und verregnete Nachmittage bei weitem noch nicht das Schlimmste sind, was einem romantischen Indie-Kid passieren kann.

Natürlich ist „Cedars“ eine Platte für alle Fans von Shoegazer-Bands zwischen The Smiths und My Bloody Valentine: Die Verlorenheit von „Keep Smiling“, die gewaltigen, geradezu erhebenden Gitarrenwände von „Treat Yourself With Kindness“ oder der kräftig rockende Opener „Almost The Same“ – hier ist „Britpop“ das alte Versprechen und kein Marktsegment für gefühlige Rockschlager.

Clearlake gebärden sich weder gewollt zickig, noch betont hip und schon gar nicht zielen sie auf die Charts – auch wenn gelegentlich eine Nähe zu Coldplay nicht zu leugnen ist. Die englische Musikpresse sparte beim Debütalbum „Lido“ auch nicht mit Lob: „Mojo“ wählte die Platte zum „Album of the Month“, der „NME“ gab neun von zehn Punkten. Zu den erklärten Fans der Band gehören auch Jarvis Cocker, Stephen Malkmus und die Delgados – kein Wunder angesichts so ähnlicher musikalischer Vorlieben. Produziert wurde „Cedars“ übrigens mit Hilfe von Simon Raymonde. Noch einer, der sich gern die warme (Sound-)Decke über den Kopf zieht, wenn Stürme über die Kleinstadt ziehen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates