Clem Snide – Tour Favorite Music
Vier mäßig frisierte Typen mit Un-Frisuren stehen in schlecht sitzenden, hellblauen Tuxedos und weißen Rüschenhemden bei Tageslicht in der freien Natur herum. Aufgereiht, bis zu den Knien in irgendeinem Teich oder als deplatzierte Rockabilly-Tanztee-Combo beim Posen mit Instrumenten neben einem Getreidefeld. Das sind Clem Snide aus Boston, die sich nach einem der Charakter aus William Burroughs‘ monströsem Klassiker „Naked Lunch“ benannt haben und sich, sagen sie, auch gern mal snide (also abfallig) benehmen.
Kaum nachvollziehbar anhand der Musik, aber auch symptomatisch. Denn so zweifellos, wie Clem Snides Musik Pop ist, so wenig ist sie als solche eindeutig. Fast aus einer Verweigerungshaltung heraus scheint sie zu entstehen. Elektronik? Nicht in dieser
Tüte. Beats per minute? Wenige. Schlicht Country und Rock sind die Basis, Gitarre, getupftes Schlagzeug, Kontrabass und Cello das Instrumentarium. Unirdischer, träger, als sie tatsächlich ist, ruft „Your Farorite Music“ zunächst eine Art Post-Rock-Feeling hervor, lässt an Low denken und an die versonnene Pracht von LAltra. Überraschend der Moment, in dem man, während sich das gleiche Feeling erneut breit macht, darin die Songs als solche erkennt. Balladen größtenteils, aber auch ein paar Uptempo-Nummern, die ob ihrer besonderen Weichheit und des außerordentlich dichten, fließenden Interplays der Band viel langsamer wirken. Und schließlich die Texte freigeben.
Erstaunliche, berührende, humorvolle Geschichten und Gestalten aus der US-Kleinstadtwelt, persönlich, sonderbar, immer greifbar: „Your favorite music/ Well, it just makes you sad“, singt Sänger Eef Barzelay zu eleganten Sept-Akkorden und intoniert hybrid zwischen James Taylors Näseln und Kurt Cobains schmallippiger Rauheit, „but you like it/ Cos you feel Special that way“. Und wenn er dieser einen Person schließlich gesteht, das Lied nur für sie geschrieben zu haben, dann mag man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um eine reale handelt Wer auch immer sie ist – notfalls ist man’s gerne Selbst