Consolidated – Dropped

Sollten HipHop und Rock’n’Roll in letzter Zeit wieder unpolitischer geworden sein, so ist diese Entwicklung an Consolidated vorübergegangen. Zu sagen, die drei Musiker seien Aktivisten, erscheint untertrieben bei Leuten, die vor revolutionärem Tatendrang zu platzen scheinen. Schlafen die überhaupt noch? Finden sie jemals Ruhe? Seit Jahren büßen sie für alle, die weiß, männlich und heterosexuell sind: als Antikapitalisten, Antisexisten, Antirassisten (fehlt noch was?). Consolidated: an allen Fronten voll da. Die Band ist in niederschmetternd vielen Minderheitenvereinen aktiv und tritt mit jedem Ton und jedem Sample für die gerechte Sache ein. Schon unheimlich, diese Gründlichkeit.

Dennoch ist das politisch‘ Lied in diesem Fall kein garstig Lied. Hat man nach einem Consolidated-Konzert das Gefühl, zwei Stunden lang angebrüllt worden zu sein, kann man mit so einer Platte durchaus diskutieren. Außerdem kann ein Album, auf dem ein Song „Schnitzel Boy“ heißt, nicht ganz schlecht sein. Im Studio werden die sperrigen Agitprop-Nummern verfremdet, verschoben, in einen weiteren Zusammenhang gestellt. „Dropped“st weniger eine Sammlung von Polit-Hymnen als eine großflächig angelegte Collage aus dem amerikanischen Polit-Underground: Zwischen den einzelnen Tracks tauchen immer wieder Samples von Straßen- und Diskussionsszenen auf- etwa die aufgeregten Reden der

„lesbischen Rächerinnen“. Das partikularistische Gewirr dieser Jahre wird in Musik übertragen. In Blues, Techno, HipHop, Stimmen. Als einziger roter Faden läuft eine hendrixische Gitarre mit.

Consolidated sind Kinder des Mix-Zeitalters. Insofern ist die Affinität zum HipHop größer als die zum Rock. Aber auch einen guten hook verschmähen sie nicht. Vielleicht gewinnen sie ja mal den Chumbawamba-Förderpreis für subversive Hitparadenmusik. 3,5

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