Continental Drifters :: Better Day
Nicht ganz so mit wie „Vermilion": Die Drifters driften auseinander
Fünf Songwriter in den eigenen Reihen zu wissen und ebenso viele Vokalisten, kann eine feine Sache sein, aber auch eine Bürde. Anders ab auf ihrer Debüt-LP und mehr als auf ihrem letzten Album „Ifrmilion“versuchen die Continental Drifters nun, auf „Better Day“, diese interne Vielfalt des Ausdrucks auszuspielen. Wo früher gebündelt wurde, wird hier eher aufgefächert.
Das gilt insbesondere für die von jeher spröderen Tunes von Peter Holsapple, der diesmal jedoch nicht nur die unscheinbarsten Songs liefert, sondern mit „Where Does The Time Go?“ auch den herausragendsten. Ein Late-Night-Lament über vertane Chancen und verschwendete, unwiederbringlich verlorene Zeit. Ein apartes Piano-Motiv, vibrierende Gospel-Stimmen, eine trunkene Jazz-Trompete: brillant. Auch wenn die Melodie weitgehend parallel zu jenem Pfad verläuft, den die Connells einst für ihren Ohrwurm ,,’74-’75“ getrampelt hatten.
Die anderen drei Holsapple-Beiträge sind kantige, musikalisch einwandfreie, aber etwas fade Workouts zwischen Shuffle, Boogie und TexMex. Die Stars der Drifters, gesanglich wie kompositorisch, bleiben die Ladies. Vicki Peterson, die den Pop-Part mit Rock-Attitüde spielt, gewohnt souverän. Und Susan Cowsill, die „Better Day“ nicht nur mit ein paar wirklich schönen, zu Herzen gehenden Songs
adelt, sondern dieselben auch noch mit so viel Soul und weiblicher Wärme vorträgt, dass jede Kritik zur Mäkelei wird. „Cousin“ und „Snow“ rühren beinahe zu Tränen, „Peaceful Waking“ schließlich ist ein Lullaby, das angemessen leise antritt, gen Ende aber unnötig bombastelt Live ist das kein Problem, da wummert die Orgel, die Rhythm Section drückt und die Sängerschar jubiliert orgiastisch. Aber auf Platte machen Arrangements einen Unterschied ums Ganze, und die Drifters wären gut beraten gewesen, ihre an sich bewundernswerte Philosophie musikalischer Autarkie nicht abermals aufs Produzieren auszuweiten. Ein wenig mehr Abstand, ein Korrektiv, einer wie Chris Stanley an den Controls hätte fetter Day“ nicht geschadet.