Control :: Anton Corbijn (Start 10.1.)

Man kann das Kino nicht neu erfinden, aber ein anderer Blick darauf kann schon kleine Wunder bewirken. Das Regiedebüt des Fotografen Corbijn über Joy Division-Sänger Ian Curtis ist wie ein Bildband: Wo heute ständig die Schnittfrequenz erhöht wird, arrangiert er fast jede Szene zur schnörkellosen Komposition, in der sich die Kraft des Moments bündelt. Die Sequenzen folgen aufeinander, als würde man Seiten umblättern. Da ist nichts überflüssig, und doch passiert so viel. Oft verzögert er geschickt eine Erklärung oder Pointe.

Die expressive Schwarzweißästhetik intensiviert noch die Intimität, mit der er Curtis (Sam Riley) vom Jugendzimmer in Manchester bis auf die Konzertbühne begleitet, ohne in mystische Andacht zu fallen. Die ekstatische Atmosphäre bei den Auftritten hat geradezu etwas Dokumentarisches, die Energie der Musik springt einen direkt an wie das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn der depressive Curtis einen epileptischen Anfall hat. Er verzweifelt auch daran, dass er Ehefrau Debbie (Samatha Morton) mit Anmk (Alexandra Maria Lara) betrügt und keine Nähe zu seinem Baby verspürt. Sein Schweigen dabei erschüttert. Und nebenbei zeigt Corbijn gewitzt das damalige Musikgeschäft.

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