Count Five – Psychotic Revelation

Mehr Garage war nie als beim einzigen Hit dieses Quintetts aus San Jose. Die Yardbirds durften sich schwer geehrt fühlen, denn diese drei Minuten waren die größte Hommage, die ihnen je widerfuhr. Krud, „primitiv“, von keiner Leichenblässe irgendwelcher Virtuosität angekränkelt, restlos „epigonal“ deren typischen, von Giorgio Gomelsky produzierten Sound imitierend, ganz bewusst maßgeschneidert fürs Mittelwellen-Radio, die verhallte Harmonika zunächst lauter als die Fuzz-Gitarre abgemischt, bis dann nach einer Minute Intro der blanke Irrsinn durchbricht. Noch toller war nur die Live-Version, die Drummer Stan Lynch 1993 während der Tournee von Tom Petty sang: Fünf Minuten glorreicher Rock’n’Roll, der helle Wahn, bei dem das Publikum ausrastete ob so viel schon wieder „gut“ gespielter Garage.

„Louie Louie“ und andere Genre-Klassiker spielten damals viele, an „Psychotic Reaction“ wagte sich kaum jemand. Als ein völlig durchgeknallter Lester Bangs viele Jahre später die Single und das einzige Album der Band in „Creem“ zum unsterblichen Vermächtnis des Rock’n’Roll erklärte, kannte kaum jemand mehr den Namen der Gruppe. Die Titel der späteren LPs, die Bangs da erfand, hatte es nie gegeben.

Wahr ist: Die Jungs hatten schlicht nicht das musikalische Rüstzeug, um auf Vorlagen wie „Shapes Of Things“ mit einem zweiten Psychedelik-Garagen-Klassiker dieses Formats zu reagieren. Wie so viele im berühmten „Nuggets“-Box-Set blieben sie One-Hit-Wunderkinder. Die es 1966 aber immerhin bis auf Platz 5 der Hitparade schafften. Craig Atkinson & Co. bemühten sich zumindest redlich, „Out In The Street“ notengetreu nachzuspielen, und für eine Cover-Band war ihre Aufnahme von „My Generation“ gar nicht mal so schlecht „She’s Fine“ und „Can’t Get Yout Lovin'“ waren Verbeugungen vor den frühen Beatles, und die letzte Single „Declaration Of Independence“ geriet zumindest zum ehrenwerten Flop.

Die Geschichte einer Band, die eigentlich keine Chance hatte, aber sie nutzte, erzählen ausführlich die Liner Notes auf 22 Seiten. Schade nur, dass man die Lester-Bangs-Ode nicht nachdrucken mochte.

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