Cousteau

So etwas will man wirklich nicht mehr lesen. „Ein Album, welches einer Hommage an Leonard Cohen gleichkommt“, ruft uns schon wieder eine Plattenfirma begeistert zu. Ach was! Leider kommt die Platte einer Hommage gar nicht gleich: Cousteau klingen auf ihrem Debüt eher wie eine flüggere und nicht so sehr dem Kitsch verfallene Version der Weeping Willows, jener Schweden, die in schöner Regelmäßigkeit schmissige Roy-Orbison-Gedenkplatten veröffentlichen. Doch auch Davey Ray Moore, Songwriter und Sänger Cousteaus, gefällt sich gelegentlich in der Rolle des Crooners, des Gainsbourg-Epigonen.

So gerät der Opener „Your Day Will Come“ trotz unspektakulärer Lyrik zu einer, tja, doch recht manieristischen Angelegenheit. Und noch etwas fällt sofort auf: Endlich mal wieder ein Bekümmerter mit einer anständigen, einer tiefen (!) Stimme. Kein Kastrat wie Stuart Murdoch, kein Kopfsänger wie Fran Healy. Doch leider auch nicht so ein exzellenter Songwriter.

Unumstrittener Clou der Platte ist „Mesmer“, wo aus Moore bemerkenswert gelungen Nick Drake wird. Ein Höllen-Kantus, getrieben von Violine und Sehnsucht. Die Elemente fügen sich schließlich – und schon kommen sie, die liebgewonnenen Nebelgestalten aus den alten Tindersticks-Zeiten. Die Gnome, die Gaukler, voll mit circensischen Visionen, geplatzte Träume in Schwarz und Weiß. Ein Abgesang, volle sechs Minuten lang. Ähnlich schön geworden ist „You My Lunar Queen“, eine sparsame Piano-Ballade mit anrührender Wirkung. Recht frech dann die bei Bacharach und Costello geklauten Bläsersätze („The Last Good Day Of The Year“, „One Good Reason“), recht gut die überwiegend gemächlich vor sich hin gleitenden restlichen Songs, nicht immer Perlen,

doch ordentlich immerhin (was natürlich nicht reicht).

Dabei machen Cousteau glücklicherweise nicht einmal den Fehler, dem zurzeit üblichen Orchestrierwahn zu verfallen. Stattdessen wird hier anständig musiziert: Trompeten statt Jahrmarktströten, Diskretion statt Bombast. Wenn Ruhe schon der neue Laut sein soll, dann bitte doch so. Schöner sterben.

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