Cowboy Junkies – Early 21st Century Blues

Headliner waren die Timmins‘, Anfang der ’90er im Hamburger Audimax. Aber als sie dann kamen, als Margo ihre Lieder hauchte, Michael gebeugt seine bedacht gewählten Töne tupfte, als Pete die Drums fegte und Jugendfreund Alan Anton tiefe Klänge mulmen ließ, da wirkten die Cowboy Junkies wie eine kalte Dusche. Wie dumm, daß sie sich diesen elektroakustischen Gitarristen vor den eigenen Set hatten spannen lassen. Wer der Typ war, der ein 30-Minuten-Feuerwerk aus Dynamik und Intensität abbrannte und den soften Country-Folk aus Kanada so blaß klingen ließ, müssen wir nicht breittreten. Hier geht es um die Junkies, und Luka Bloom hat schleichende Promo gewiß nicht nötig.

Aber die damals nervige Bräsigkeit der Band aus Toronto ist bei diesem Album wieder da. „Open“ (’01) und vor allem „One Soul Now“ („04) waren aufbauende und, na ia, fast kantige Laut-Malereien. Bei dieser Sammlung von neun Fremdwerken und zwei Originalen möchte man jedoch wieder eine Familiendosis „Hallo, wach!“ injizieren. Dabei trägt, die Vokalistin große Songs wie Dylans „License To Kill“ oder Springsteens 9/11-Lamento „You’re Missing“ mit der Wärme und Würde der späten Baez vor. Doch die zu Krieg und Gewalt, Angst, Habgier und Ignoranz ausgesuchten und ziemlich lowfi eingespielten Nummern wurden vor allem instrumental zu allzu kontemplativen Affären und fordern ganz sicher doch auch etwas Wut und Aufregung und Engagement beim Vortrag.

Flau und freudlos schrummein Klampfen, unpräzise wischt das Schlagzeug (vor allem beim mißratenen und harmonisch übel simplifizierten „Handouts In The Rain“ von Richie Havens), willenlos eiern Pedal-Steel, Banjo, Mandoline oder Akkordeon. Lennons „Don’t Want To Be A Soldier“ muß man nicht wirklich als Hip-Hop-Jam mit Rhythmus-Loop und Rebel-Rap aufnehmen. Und dieser müden Fassung von U2s „One“ fehlt alles, was Johnny Cashs brüchige Version 2000 so grundlegend machte. Ihre Momente hat die Platte auch, etwa bei „December Skies“ und „Two Soldiers“. Insgesamt wird aber fast eine Stunde lang in lauer Larmoyanz gebadet.

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