Cracker – Greenland

Cracker? Beneidenswert. Nach der großen Hommage („Countrysides“), nach dem kleinen Klamauk ums richtige „Best Of“-Album und das falsche Major Label, nachdem die Revolution mal wieder ausgefallen ist und David Lowery nicht mehr viel zu verlieren hat, kommt hier this year’s model seiner Band.

Wahrscheinlich eröffnet Lowery den 14-Song-Reigen um das Leben nach (bitte wahlweise einsetzen) der ersten Ehe, der letzten Beförderung, dem Scheitern per sc, deshalb mit einem Couplet, welches auch dem Barstool-Existenzialisten Dwight Yoakam Ehre gemacht hätte. „Well the first dance cost me a quarter and the second dance cost me my heart“, lakoniert der Chefin „Something You Ain’t Got“. Anders freilich als der von Cracker auf „Countrysides“ noch gecoverte Yoakam, der bekanntlich über einen Tresenplatz verfügt, der ihn mit Namen kennt, ist Lowery von Stilisierung so weit entfernt wie davon, ein wirklich guter Country-Sänger zu sein. Macht aber nix. Erst eine Münze, dann das Herz, so ist es ja, das wahre Leben. Manchmal.

Irony is over. Die Parole hatte Jarvis Cocker schon 1998 ausgegeben, nun ist sie auch in Virginia angekommen. Man muss in der Regel auf der Hut sein vor Künstlern, die ihr „persönlichstes“ Werk anzeigen. Lowery reicht man gern das Taschentuch. Die besten Songs kommen in der zweiten Hälfte. Da hat er sich warmgebarmt. Das akustische „I’m So Glad She Ain’t Never Comin‘ Back“ klingt wie aus dem Wald geweht, wo man nur noch Bäume sieht. Und ist natürlich eine glatte Lüge, den Titel betreffend. Aber der schlaftrunkene Off-Beat am Ende rückt die Welt wieder gerade: „Better Times Are Coming Our Way“. Na, sagte ich doch. Beneidenswert.

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