Craig David – Slicker than Your Average

Kalkül und Klischee: Das Wunderkind will leider allen gefallen Ach, hätte sich seine Debüt-LP nicht sieben, sondern nur zwei Millionen mal verkauft. Dann wäre das 2Step-Wunderkind wohl auf der Überholspur geblieben, die kreativen Säfte wären in Strömen geflossen und hätten sich auf diversen Singles manifestiert. So aber wurde Craig David in die globale Komplettverwertung gezwungen. Promo in der Pampa. Multi-Platin auf den Philippinen, Baby. Während im UK ein paar Garage-Trends hochgekocht und eingedampft wurden. Here today, gone tomorrow.

David ist sich dessen wohl bewusst. „Some people say it’s been too long“, singt er im Titelsong, „that’s why I’m here to prove them all wrong.“ Ein musikalisch finassierendes 6-Minuten-Statement, mit dem der 21-jährige Londoner Neidern, Gegnern und medialen Unkenrufern entgegentritt. Aus der Defensive, wehrhaft. Ein paar alte Kumpels und Kritiker kriegen ihr Fett weg, der Künstler pocht auf Eigenständigkeit. Vor allem in Bezug auf die übermächtige, alles vereinnahmende und nivellierende US-Szene. Mark Morrison lässt grüßen. „Now they’re telling me I’m too R & B“, schüttelt Craig David verständnislos den Kopf. Und weiß doch: „As much as I like, I can’t possibly please everyone.“

Und dann versucht er es doch, leider. Am Ende sind es nur wenige Tracks, die das mutige Versprechen des Openers einlösen. Wo dort noch eine Booker-T-Orgel am Ende einer Zeile durchs Trommelfell zuckte und lässig-schlüpfrige Beats für sinnlichen Genuss sorgten, reiht sich anderswo Klischee an Kalkül Seifige Keyboards, basslastig-bumsige Beats, Alibi-Raps

ohne zwingenden Flow. Am ärgerlichsten ist der massive, oft unmotivierte Einsatz von Effektgeräten. Das piept und fiept und tschilpt und tuckert und tackert, dass es keine Art hat. Auch die Balladen sind wachsweich, ohne tragfähiges melodisches Skelett. Außer „You Don’t Miss Your Water“ (nein, nicht der William-Bell-Klassiker), ein Song immerhin, der auf einer alten Elton-John-Platte nicht unangenehm aufgefallen wäre (das ist ein Lob, Leute). Sehr schön indes ist „Rise And Fall“, das David im Tandem mit Sting singt und auf dessen „Shape Of My Heart“ basiert. Sowie der Soul-Pop von „What’s Changed“ und das beadesk-psychedelische „Worid Filled With Love“. Obwohl die stereotype Liebeslyrik nicht so recht zu den Magical-Mystery-Anklängen passen will.

Ambivalenter als der Durchschnitt.

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