Crimson/Red :: Der große Träumer Paddy McAloon kehrt mit neuen Preziosen zurück
Es sind zwei Arten von Songs, die Paddy McAloon besser beherrscht als beinahe jeder andere Songschreiber: Die eine Sorte handelt vom großen Gefühl, von Liebe und Begehren, von Verlangen und Verlust. Die andere Sorte handelt von Musik -also vom großen Gefühl, von Liebe und Begehren, Verlangen und Verlust. Und die Vergangenheit ist allen Liedern eingeschrieben, denn in der Jugend ist das magische Erleben naturgemäß am intensivsten.
Die entlarvendste Arbeit ist Paddy McAloons einziges und wenig beachtetes Soloalbum „I Travel The Megahertz“ von 2003: Der kleine Paddy lauscht den Wellen des Äthers -und hört zugleich sein Herz schlagen. Wie sonst nur Van Morrison hat McAloon das Mysterium der Musik durch das Radio erfahren, durch die Semder des fernen Amerika, und wie dem irischen Mystiker ist auch ihm Musik zur Religion geworden.
Während der Meister als prekärer, kränkelnder Eremit und Preisbartträger auf dem Land von mehreren Großwerken berichtete, die beinahe vollendet seien, geisterten im Netz viele Songs herum, die angeblich von einem Prefab-Sprout-Album stammten – oder Demos solcher Songs waren. Erwachsene Männer weinten, als es zur Gewissheit wurde: „Crimson/Red“ ist eine neue Platte. Man darf dankbar sein, denn der Seher von Durham hat wieder einige Songs für die Ewigkeit geschrieben. „Billy“ ist ein Traum aus Melodienrausch und Harmonika: „I let my feelings show/Trumpets come, trumpets go/I’m in love with Susan, Billy, I said -her smile is like a fairground, I’m basking in the glow.“ In „Adolescence“ erinnert sich der Sänger an die Schwindelgefühle und Ekstasen der Jugend: „It’s a psychedelic motorbike/You smash it up ten times a day, then you walk away/It’s moonlight on a balcony, it’s pure hormonal agony …“ Und dazu explodieren diese kleinen Keyboard-Tupfer wie in Vangelis‘ Musik für ,,Blade Runner“ am Himmel. Verspielt und zu Chorsäuseln wispert McAloon „Grief Built The Taj Mahal“, eine Erinnerung an den Anlass für die megalomanische Liebesarbeit. Der herrlichste der neuen Songs ist aber „The Best Jewel Thief In The World“, eine Metapher für das Songschreiben selbst: „The rooftops are for dreamers/Down below, down below/What do any of those people know/Watch your legend grow.“
Und so huscht der Träumer behende und sicher durch das Dunkel der Dächer, funkelnde Juwelen in den Taschen, während die Sirenen im Hintergrund vergeblich gellen: Sie kriegen Paddy McAloon nicht.(Embassy Of Music) ARNE WILLANDER
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