Cro :: Raop

So simpel wie zwingend: Indie-Pop und Party-Rap

Wow! Nach all den Fetten Broten und Blumentöpfen, den Gaga-Gangstern aus Berlin und den selten weise gewordenen HipHoppern der alten Schule kommt jetzt endlich mal wieder einer, der „fresh“ klingt. Der sich den zuletzt etwas müde gewordenen deutschen Sprechgesang schnappt und richtig schön nach vorne kickt. Und das Verrückte: Cros Formel ist bestechend einfach – 50 Prozent Indie-Pop, 50 Prozent Party-Rap.

Klingt simpel, funktioniert aber so zwingend, dass das Video zu „Easy“ innerhalb von sieben Monaten mehr als 21 Millionen Klicks erhielt. Ohne offiziellen Tonträger! Der schoss dann bei der Veröffentlichung im April gleich auf Platz 2 der deutschen Single-Charts. Klar: Der Beat pulsiert wie ein Massagestab, und die unverwüstliche „Sunny“-Melodie verwandelt selbst unaufgeräumte WG-Zimmer in Leisure Lounges. Cro weiß, was eine Rap-Ballade braucht: viel Lässigkeit und den Willen zur Verführung. Auf „King Of Raop“ lässt der Panda-Boy es dagegen kräftig bouncen, zeigt sein flinkes Mundwerk und gibt „einen Fick auf Majors“. Schließlich ist er beim Stuttgarter Indie-Label Chimperator unter Vertrag und verschenkt seine Mixtapes im Internet.

Der Über-Hit heißt „Nie mehr“ und wird uns den Rest des Jahres im Radio begleiten. Es ist ein Blick zurück, aus der Perspektive von einem, der das meiste noch vor sich hat. Schulhof-Abenteuer, erste Liebesgeschichten, Lehrer-Stress – alles ohne verklärende Nostalgie, begleitet vom festen Vorsatz: „Ich will euch nie mehr wiedersehen!“ Der Refrain ist ungeheuer infektiös. Seine Botschaft – oder besser: das Fehlen einer solchen – bringt Cro am besten in „Wir waren hier“ auf den Punkt: „Wenn sich morgen unsere Welt nicht mehr dreht, die Sonne nicht mehr scheint, gibt es keinen Grund zu weinen. Nein, denn wir war’n hier!“ Dazu poltert eine Art Coverversion von „The Passenger„. Doch während bei Iggy Pop Außenseitertum und Melancholie mitschwingen, findet sich hier nur die Lust am eigenen Leben und der Traum vom Tanz mit Lena Meyer-Landrut. (Chimperator/Groove Attack) Jürgen Ziemer

Beste Songs: „Nie mehr“, „King Of Raop“

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