Cuban Rebel Girls – Blood Orange
Nennen wir die Cuban Rebel Girls informiert. Sie sind unterrichtet über Trash, über die Shadows, über Surfund Blues und Chris Isaak, den Schmalz abgezogen, den Gun Club und Sonic Youth. Bis in die Fünfziger, wahrscheinlich tiefer noch reicht ihre Kenntnis, dabei sind sie gar nicht alt. Sie sind düster, aber nicht depressiv. Sie sind in Amerika verwurzelt, kommen aber aus Berlin. Naja, die Mitwirkende Jane wohl nicht so richtig. Spooky sind ihre Stücke, ohne Umschweife und Arabesken, und laut, sehr laut.
„Blood Orange“ ist ordentlich schlampig aufgemacht – keine Empfehlung für das Album, aber ein Hinweis auf Uneitelkeit. Auch der Band-Name ist weniger Koketterie als Nachlässigkeit: zwei Männer bedienen den Baß und das Schlagzeug, die Frauen spielen Gitarre und Baß und singen. Und wie! Wuchtig und krude prügelt die Band, doch das Chaos ist gezügelt, der Lärm gezähmt, ökonomisch und hypnotisch geht es zu in dem gespenstischen Meisterstück „Singing“, einer klassischen Stop-and-go-Ballade mit weit ausholenden Akkorden. Mit „She Cracked“ ist sogar ein Song von dem Kindskopf Jonathan Richman im Angebot – in bester Übungsraum-Tradition.
Die Cuban Rebel Girls klagen zu Recht darüber, daß ein Ensemble ihres Zuschnitts (alte Musik, englische Texte, keine Kompromisse) daheim keine Chance hat. Da wollen wir sofort unsere Sympathie bekunden. „Blood Orange“ ist die beste Platte aus Deutschland seit… es ist egal, aber…
Weiter rebellieren! Und nicht an die Platten-Industrie denken. 3,5