D’Angelo – Voodoo :: Die große schwarze Hoffnung für den R&B erinnert an Prince
D’Angelo gilt als einer der talentiertesten schwarzen Musiker überhaupt. 1995 debütierte er als 20-Jähriger mit „Brown Sugar“ und riss den mehr als langweilig gewordenen R&B-Betrieb aus seiner Routine. Statt reflexartig bewährte Hooklines und Samples mit HipHop-Elementen und Unmengen von Gesangsspuren zu verkleistern, setzte er auf traditionelle Soul Formen und hauchte ihnen neues Leben ein. Dass er vier Jahre brauchte, um den Nachfolger „Voodoo“ zu produzieren, spricht für ihn: „Ich habe den Druck gespürt, ,Brown Sugar‘ zu übertreffen, aber ich habe versucht, nicht daran zu denken. Ich wollte mich auf das konzentrieren, was ich tat, zurückkehren zu der Liebe zur Musik, die ich hatte, noch bevor ich jemals einen Vertrag unterschrieb“, erklärt er.
Erst das Erlebnis der Geburt seines inzwischen dreijährigen Sohnes setzte den Schaffensprozess richtig in Gang, fortgesetzt wurde er in Jimi Hendrix Electric Lady Studios. Live und ohne Overdubs spielte der Multiinstrumentalist mit Musikern wie Blue Note-Gitarrist Charlie Hunter, Jazztrompeter Roy Hargrove oder Roots-Drummer Amir Thompson eine Platte ein, die man getrost neben „The Mis-Education Of Lauryn Hill“ ins Regal stellen kann – und das nicht nur, weil sich die Ex-Fugees-Frontfrau mit ihrem Gesang auf JD’s Joint“ für DAngelos Mitarbeit an ihrem Solo-Album revanchiert. Während die Hill der schwarzen Musik vom HipHop her eine neue Richtung gibt, nähert sich der „Voodoo „-Master klassischer. Dass ein kettenbehängter 24-jähriger Schwarzer bei einem Stück wie „Chicken Grease“ James Brown, P-Funk, HipHop-Beats und Jazz-Piano-Grooves kombiniert und dazu so herzzerschneidend wie Curtis Mayfield singt, ist mehr, als man erhoffen durfte. Dann klingt er wieder wie Prince – in fast allen Rollen: schmachtender Falsett-Gockel, grandioser Balladen-Crooner, Funk-Papst und energetischer Uptempo-Rocker. Für die Raps sorgen andere – zum Beispiel Method Man und Red Man mit einem wortgewaltigen Battle im Hintergrund von „Left & Right“, während D’Angelo seine multiple Sängerpersönlichkeit auslebt. Jetzt ist nur zu hoffen, dass Studio-Platte Nummer drei nicht erst im Jahr 2004 erscheint.