Danger Mouse & Daniele Luppi :: Rome
Starproduzent und Filmkomponist auf den Spuren Morricones
Wenn in einem Western große Chöre stimmungsvoll langgezogene „Ohhooohhoooos“ intonieren und die Gitarren klingen, als hätte jemand stählerne Überseekabel aufgezogen, stammt der Soundtrack meist von Ennio Morricone. In Sergio Leones Kinoklassikern „Once Upon A Time In The West“ und „The Good, The Bad & The Ugly“ ist seine Musik die Entsprechung zum Cinemascope der Bilder: endlose Sound-Landschaften, spärlich möbliert mit dramatischen Melodien und nie gehörten Klängen, die sich immer wieder zu Hymnen der Einsamkeit bündeln.
Man kann also verstehen, dass der amerikanische Produzent Brian „Danger Mouse“ Burton und der italienische Filmkomponist Daniele Luppi so etwas auch einmal versuchen wollten. Und offenbar haben die beiden die fünfjährige Arbeit an dem Album „Rome“ auch als eine handwerkliche Herausforderung begriffen: Sie buchten das legendäre Ortophonic Studio in Rom (das heute Forum Studio heißt), holten Alessandro Alessandronis „I Cantori Moderni“-Chor dazu und brachten auch die Band Marc 4 wieder zusammen. Viele der in Ehren ergrauten Musiker, mit denen bereits Morricone arbeitete, hatten sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.
Gleich das erste Stück des Albums, „Theme Of Rome“, wird dann auch noch von der Sopranistin Edda Dell’Orso intoniert – so wie vor 44 Jahren „The Good, The Bad & The Ugly“. Jack White, einer der beiden Gastsänger, verliert danach schon ein wenig, vielleicht weil er seinen Beitrag zu „The Rose With The Broken Neck“ ungewohnt sanft aus dem Kehlkopf quengelt. Bei „Two Against One“, ein weiteres von insgesamt drei Stücken, bei denen er singt, ist der Mann aus Nashville deutlich mehr bei sich.
Norah Jones bildet den weiblichen Gegenpart zu White, und auch die neunfache Grammy-Gewinnerin ist mit drei Songs vertreten – mit ihrer enorm vielseitigen Stimme ist sie hier perfekt besetzt.
„Rome“ ist wie eine warme Erinnerung an längst vergangene Zeiten: Softrock, der in seiner wunderbaren Künstlichkeit an italienisches Gelati erinnert, trifft auf den Soundtrack eines imaginären Westerns. Fast zu schön, um wahr zu sein. (EMI) Jürgen Ziemer