Danny Goldberg – Unter Genies :: Stets zu Diensten

Die Namen auf dem Cover weisen schon (nicht sonderlich subtil) daraufhin, dass Danny Goldberg mit vielen Rockstars zusammengearbeitet hat – und mit einigen wohl nicht ganz so Prominenten, denn Bonnie Raitt ist prompt falsch geschrieben. Sei’s drum: Goldberg selbst, gerade 60 geworden, weiß jedenfalls Bescheid, das lässt er den Leser permanent spüren.

Schon früh strebte er nach Macht und war als Musikjournalist, unter anderem bei „Billboard“, unzufrieden, weil nicht einflussreich genug. Die Skepsis gegenüber der Presse zieht sich durch „Unter Genies“ wie ein roter Faden – dauernd sind die Vertreter etablierter Magazine zu kritisch, zu elitär oder zu lethargisch. Kurt Cobains legendäres T-Shirt mit der Aufschrift „Corporate Rock Magazines Still Suck“ (das er netterweise auf dem Cover des US-Rolling Stone trug) hätte Goldberg sicher auch gepasst. Er zog Konsequenzen, wurde Pressesprecher und Manager, schließlich Chef von diversen Plattenfirmen. Wenn so viel Enthusiasmus und Ehrgeiz zusammentrafen, war zumindest in den 70er und 80er Jahren noch eine große Karriere möglich.

Es ist natürlich eine untergehende Welt, die Goldberg hier noch einmal beschreibt: das Rock’n’Roll-Business, als es noch lukrativ war – in der Zeit vor illegalen Downloads, 360-Grad-Verträgen und anderen Misslichkeiten. Bei aller Geschäftstüchtigkeit begeistert sich Goldberg im Gegensatz zu manchem Kollegen jedoch tatsächlich für die Musiker, denen er zu Diensten ist, auch wenn sie so kompliziert waren wie Led Zeppelin oder die Eagles – oder so uncool wie Styx oder The Moody Blues. Wirklich aufregende Details erfährt man über seine Proteges nicht, dafür ist der Rockstar-Berater und Finanzexperte zu diskret. Stattdessen erzählt Goldberg reinen Herzens, wie er sich langsam und redlich emporarbeitete, während andere Promo-Leute auch mal ein paar Linien Kokain über den Tresen schoben, um sich Radio-Airplay für ihre Künstler zu sichern.

Bisweilen stieß allerdings auch der emsige Goldberg an seine Grenzen. Als sein größtes Versagen empfindet er offensichtlich noch heute, dass er Kurt Cobain nicht retten konnte. Zwischen den liebevollen bis bitteren Erinnerungen an Kurt und Courtney wirken all die Geschäftszahlen, die zähen Vertragsverhandlungen und das Geschacher um verschiedene Bands etwas lahm. Wer will schon wissen, ob 1999 Mercury oder Columbia mehr Marktanteile hatte? Goldbergs Chronik der letzten Monate im Leben von Warren Zevon ist dagegen wieder so plastisch, dass es einem die Kehle zuschnürt. Möchte man diesen Danny Goldberg als Freund haben? Wahrscheinlich. Als Manager? Unbedingt. Und als Autor ist er auch nicht schlecht, (rogner & Bernhard, w.quf.vro)

Bowie in Berlin 3,0 von Thomas Jerome Seabrooke Ozzy – Die Autobiografie 2,5 vonOzzy Osbourne mit Chris Ayers The Beatles – A Hard Day’s Write 3,5 von Steve Turner

Der Titel führt etwas in die Irre, denn David Bowies Aufenthalt in Berlin wird hier im Kontext all seiner Selbstversuche in den 70er Jahren beleuchtet, was bedeutet, dass der Stadt gar nicht so viel Platz eingeräumt wird. Genug aber, um die klaustrophobische Stimmung der Zeit einfangen. Von sieben Tagen, erzählt Iggy Pop, waren damals zwei zum Exzess da, zwei zum Erholen – und drei für andere Dinge. Kunst und so. Seabrook beschreibt den Irrsinn mit der Faszination eines entfernten Beobachters, selbst Nazi-Posen verzeiht er seinem Helden großherzig, uawbone, h.soevro) Allzu ernst darf man diese Memoiren nicht nehmen. An viele Jahre kann sich der mad man ja nur schemenhaft erinnern – da erlaubt sich Ozzy bei den Rausch-, Knast- und Koma-Anekdoten sicher viel kreative Freiheit. Seinen Humor konnte der Alkohol jedenfalls nicht vernichten, auch wenn Osbourne jetzt manchmal fast altväterlich sentimental daherkommt. Am Ende stellt er sich seinen Grabstein vor: „1948 bis irgendwann. Er hat einer Fledermaus den Kopf abgebissen.“ (Heyne, 19.nr, euro) Ein „inspirierendes Buch“ nennt Bono den Liebesdienst des Musikjournalisten Steve Turner. Die Neuauflagedes Kompendiums, in dem die Geschichten hinter allen Beatles-Songs detailliert nacherzählt werden, macht jetzt auch optisch mehr her, das Vorwort von 1999 hätte man allerdings ändern sollen. So hofft Turner darin nun immer noch, Paul, George und Ringo würden bald die letzten Geheimnisse verraten – obwohl einer sie ja längst mit ins Grab genommen hat. (edel. 1.9..9.5 euro)

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