Das Mädchen und der Künstler :: Jean Rochefort, Aida Folch

Regie: Fernando Trueba

Start: 25.12.

„Ich möchte nur eine Skulptur vollenden. Krieg oder nicht.“ Der 80-jährige Bildhauer Marc Cros (Jean Rochefort) hat sein Leben lang danach gestrebt, die Perfektion von Schönheit zu erschaffen. Seit Jahren fehlt ihm allerdings die Inspiration. Bis im Sommer 1943 seine Frau und einstige Muse Lea (Claudia Cardinale) in einer französischen Kleinstadt nahe der Pyrenäen die junge Katalanin Merce (Aida Folch) trifft, die vor dem Franco-Regime geflohen ist. Da sich das abgelegene Haus des Paares als Versteck anbietet, geht das hübsche Mädchen trotz anfänglichen Unbehagens auf den Vorschlag ein, für Marc nackt Modell zu stehen.

Passend zu den Zeichenskizzen und schimmernden Skulpturen hat Regisseur Trueba, 1993 für „Belle Epoque“ mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnet, sein klassisches Arthousedrama in Schwarz-Weiß gedreht. Gemächlich und bedeutungsvoll wird über Jugend, Tod, den Sinn von Kunst und Leben parliert. Ebenso melancholisch wie sinnlich balanciert Trueba an der Frage entlang, ob Künstler wie Marc vor der Realität flüchten oder Kunst der hässlichen Wirklichkeit ein Ideal entgegensetzt. Letztlich fehlen Überraschungen und der Film wirkt trotz seiner Schönheit unvollendet.

Robert Redford

Regie: J. C. Chandor

Start: 9.1.

Der alte Mann und das Meer: Robert Redford, 76, beeindruckt als havarierter Kämpfer in diesem Überlebensdrama. Während das Debüt des US-Regisseurs Chandor, „Margin Call“, fast ausschließlich im Büroturm einer Bank spielt und von den geschliffenen Dialogen zahlreicher Akteure bestimmt wird, verläuft diese Leidensodyssee eines einsamen Mannes auf dem endlos erscheinenden Indischen Ozean nahezu stumm. „God“,“fuck“ und „help“ sind die einzigen Laute, die Redford in den acht Tagen seines Martyriums hervorpresst. Mehr philosophische Sentenzen, als man in diese drei Worte hineininterpretieren kann, gibt es nicht. Tom Hanks redet in „Cast Away“ noch mit einem Volleyball, „127 Hours“ türmt sich zum visuellen Erinnerungsspektakel auf, „Gravity“ berührt mit existenzieller Symbolik, um dem Zuschauer die Charaktere und die Bedeutung ihres Schicksals nahezubringen. Hier drückt sich alles in Redfords vielsagendem Gesicht aus und den Handgriffen, mit denen er routiniert, ja stoisch erst ein Leck in seiner Segeljacht flickt, dann gegen einen Sturm ankämpft und schließlich in einer Rettungsinsel mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert wird. Man sieht dem erfahrenen Skipper seine körperlichen Mühen an und spürt die Kraft, mit der er aufkeimende Verzweiflung unterdrückt. Ein Mensch im Angesichts des Todes – ohne Gefühlsduselei und Heldengestus.

Zhao Tao, Jiang Wu

Regie: Jia Zhangke

Start: 16.1.

Es wird Tote geben. Jia Zhangke, Chinas wichtigster Autorenfilmer, der bislang in Werken wie „Still Life“ (Goldener Löwe 2006) die sozialen Verwerfungen in seiner Heimat mit einfühlsamem Realismus abgebildet hat, verschärft in diesem Episodendrama seine Botschaft mit eindringlichen Bildern. In vier Provinzen zeichnet er den demütigenden Alltag von vier Menschen nach, die in Bergwerken und Fabriken ausgebeutet werden, ohnmächtig nach einem menschenwürdigen Job suchen, Korruption und sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Doch wo er früher die Lethargie seiner vom Kapitalismus überrollten Figuren in eine wehmütige Poesie tauchte, entlädt sich die Frustration nun in abrupter Gewalt. Es sind exzessive Bluttaten wie aus Hongkongs Gangsterfilmen, letzte Akte der Verzweiflung, kühl stilisierte Zornesausbrüche, in denen auch der Keim des Aufruhrs steckt. Bei den Filmfestspielen in Cannes 2013 gewann Zhangke mit seinem kühnen und virtuosen Paradigmenwechsel den Drehbuchpreis.

Tom Payne, Stellan Skarsgård

Regie: Philipp Stölzl

Start: 25.12.

Sechs Millionen Mal hat sich Noah Gordons historischer Bestseller allein in Deutschland verkauft. Doch fast drei Jahrzehnte vergingen bis zu seiner Verfilmung. Dass die nun hierzulande von der UFA und ARD mit internationaler Besetzung umgesetzt worden ist, überrascht allerdings nicht. Der Stoff aus mittelalterlicher Folklore und orientalischem Zauber passt exakt zu den emotionalen, epischen TV-und Kinokolportagen zwischen „Die Wanderhure“ oder „Die Päpstin“. In märchenhaftem Stil erzählt Regisseur Stölzl („Goethe!“) die Abenteuer des Waisenjungen Rob (Tom Payne), der nach dem Tod seiner Mutter von einem herumziehenden Bader (Stellan Skarsgård) in die Heilkunst eingeweiht wird und beim persischen Arzt Ibn Sina (Ben Kingsley) in Isfahan studiert. In der zweiten Hälfte zerfällt die Geschichte durch zu viele Nebenfiguren, Intrigen, Katastrophen, Liebesdramen und verknappte religiöse Konflikte. Nichtsdestotrotz der ideale Film für die Weihnachtstage.

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