Das Zimmer meines Sohnes
(Start 22.11.) Das Leben ist schön. Psychoanalytiker Giovanni (Nanni Moretti) und seine Frau Paola (Laura Morante), die bei einem Verlag arbeitet, sind um die 40, wohlsituiert, liberal; noch immer leidenschaftlich ineinander verliebt Jene bürgerliche Idylle hat der italienische Drehbuchautor und Regisseur Moretti stets in seinen Gesellschaftskomödien mit heiterem Hintersinn ausgestellt Diesmal aber kippt er unvermittelt das alltägliche Glück lösbarer Probleme mit einem schmerzhaft spürbaren Schnitt in die Tragödie. Paolas Sohn Andrea (G. Sanfelice) stirbt bei einem Tauchunfall – und sein Tod droht die Familie zu zerreißen. Während die Mutter mit Tränen ihren Schmerz herauslässt, frisst der Vater seinen Kummer in sich hine in. Stundenlang sitzt er apathisch im Zimmer seines Sohnes und ergeht sich verzweifelt in Selbstvorwürfen, weil er am Unglückstag der Bitte eines Patienten gefolgt war, statt wie verabredet mit Andrea zu joggen. Mit schlichter Eleganz, unaufdringlichen Metaphern und feinfühliger Schärfe skizziert Moretti den Zerfall zuvor intakter Bindungen und den individuellen Umgang mit der Trauer, wie der Verlust den Alltag lähmt und warum es wichtig ist, das Schicksal zu akzeptieren. Dafür gab es zu Recht Cannes‘ Goldene Palme.