David Belisle :: „Hello“
Einer Band, die notorisch vorsichtig ist und zu viel Neugier gar nicht schätzt, auf Schritt und Tritt zu folgen, ist eine hochsensible Angelegenheit. Besonders, wenn man ständig Fotos schießen möchte. Es hilft schon mal, wenn man mit der Band befreundet ist- und ein diskreter Mensch. Im Vorwort zu „Hello“ schreibt Michael Stipe über David Belisle: „Das Klicken seiner Leica ist oftmals so leise, dass er wahrscheinlich schon Fotos gemacht hat, bevor irgendjemandem aufgefallen ist, dass er die Kamera in der Hand hält.“
Sechs Jahre lang hat Belisle R.E.M. begleitet, vor und hinter der Bühne. Er ist inzwischen der Assistent des Sängers, vor allem aber ein ausgezeichneter Fotograf. Mehr als 150 Bilder (mit handschriftlichen Notizen der Musiker) in diesem opulenten Band beweisen das. Überraschend sind dabei nicht die eindrucksvollen Konzert-Aufnahmen, die gepflegte Langeweile im Tourbus, die Treffen mit Thom Yorke, Bruce Springsteen, Neil Young.
Ganz erstaunlich ist die Bereitschaft der Band, hier tatsächlich Privates preiszugeben: Da posiert Stipe mit Hund vor seinem Haus in Athens, drinnen dann vor zwei großen Elefantenkopf-Bildern. Peter Bucks Töchter krakeln neben ein Live-Foto: „How high can you fly? Dad doing one of his crazy high kicks.“ Mitarbeiter, Familie und Freunde tauchen auf, oft ohne weitere Erklärung.
Wahrscheinlich gehen R.E.M. davon aus, dass ihre Fans ohnehin jeden in ihrem Kosmos kennen. Belisle schreibt am Ende: „Der Band gehört meine Liebe und mein Respekt.“ Genau das unterscheidet „Hello“ von vielen anderen, oft langweilig distanzierten Rock-Fotobänden. Da hat sich die Offenheit tatsächlich mal gelohnt, und der Mythos bleibt dennoch bestehen. (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 49,90 Euro)