David Bowie – Bowie At The Beeb

Die Frisur im Spiegel der Zeit: Nur vier Jahre umfasst diese BBC-Werkschau, die Phase zwischen „Space Oddity“ (und kurz davor) bis zu „Ziggy Stardust“, ein Unterschied ums Ganze. Doch Haarschnitte hatte Bowie mehr als Platten: Wie er von einem etwas längeren Scott Walker 1968 auf den gekräuselten Glam-Rocker von 1970 umstellte, ist die Schau. Auf dem Cover der angekoppelten (limitierten) CD „BBC Radio Theatre“, die ein Konzert vom 27. Juni 2000 dokumentiert, sieht Bowie – wie in diesen späten Zeiten gewohnt – aus wie Norman Bates‘ Mutter mit strohigem Haar. Das Gesicht changiert ins leicht Grimmige, ja Aggressive. Die Welt versteht ihn nicht! Der Grafiker, der bereits „Hours“ verschandelt hatte mit seinem Krakel-Futurismus von gestern, hat auch diesmal ganze Arbeit geleistet. Bowie ist ja sehr anfällig für modernistischen Quatsch jeder Art.

Wie gut er am Anfang war (man höre auch die Pye-Singles), belegt CD 1 einerseits mit dem grassierenden Brel-Walker-Existenzialismus („Amsterdam“), andererseits mit georgelten, „Hair“-nahen Andachten wie „Memory Of A Free Festival“. Bowie wusste nicht, was er wollte: John Lennon wäre er gern gewesen, und er versuchte es auch – bloß wurde es herrlich verquaster, aufgeregter Unfug wie „Cygnet Committee“, der zu Yes und Genesis besser passte als zum Weißen Album. Aber auch Velvet Underground zeigten Wirkung – „I’m Waiting For The Man“, „White Light/White Heat“ und „Andy Warhol“ auf CD 2 legen Zeugnis ab. Das Pathos war jedenfalls schon da, der Erfolg dann ja auch.

Später, als der Thin White Duke zu Graf Koks wurde, was immerhin „Station To Station“ Ermöglichte, knödelte er steinerweichend „Wild Is The Wind“ – wie am 27.Juni 2000. Außerdem gibt es „Ashes Tb Ashes“, „I’m Afraid Of Americans“, das blöde „This Is Not America“ und das noch immer gar nicht üble „Absolute Beginners“, „Fame“ und „The Man Who Sold The World“. „Let’s Dance“ wird als Blues eingeleitet! Das so genannte Chamäleon ist leider manchmal nur ein Wendehals. In das früher von Carlos Alomar unvergesslich gespielte finale Gitarren-Inferno von „Stay“ säuselt der Frauenchor mit Bowies Hilfe „stay, stay, stay“. Mehr dünn als Duke. Er ist halt alt geworden.

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