David Byrne & Brian Eno

Everything That Happens Will Happen Today

Essential (Indigo) 14.11.2008

Brian Eno hatte noch diverse ungenutzte Songskizzen im Schrank, die er David Byrne nach einem gemeinsamen Abendessen gern anvertraute, auf dass dieser eine Beziehung zu den Instrumentals aufbaue. Byrne landete schließlich in einem „folk-electronic-gospel feeling“, verdichtete die Songs und schrieb Texte. Eine Reise zurück: Die überwiegende Anzahl der elf Stücke auf „Everything“ klingen wie ein Nachhall der drei Talking Heads-Platten, die Brian Eno zwischen 1978 und 1980 produzierte. Und sind bisweilen auch fast genauso gut. Wenn Byrne etwa in „Home“ ein wärmendes, gleichwohl dunkles Nest sucht („Home – why I keep returning/Home – where my world is breaking in two/Home – with the neighbors fighting“), bei „Strange Overtones“ auf dem Retro-Dancefloor tanzt oder sich im Titelstück auf einen ganz eigenen Trip begibt (ein Auto explodiert!). Und als Hinterhof-Prediger in „The River“ auf eine Veränderung hofft („But a change is gonna come/ Like Sam Cook sang in 63“; mit besten Grüßen an Barack Obama und Jesus Christus). Gesungen mit Engelszunge zu einer verdächtig süßlichen Melodie.

Ganz irdisch innovativ sind indessen die Vertriebswege: Es kommt nicht von ungefähr, dass David Byrne zuletzt verstärkt als hämischer Kommentator der vor sich hin siechenden Musikindustrie in Erscheinung trat. Byrnes Credo „Labels braucht niemand, vertreibt die Musik selbst und seid kundenfreundlich“ findet natürlich auch bei der ersten gemeinsamen Platte mit Eno seit „My Life In The Bush Of Ghosts“ (1981) Verwendung. Die Songs gibt es im Selbstvertrieb, sowohl digital in verschiedenen Klangformaten als auch in Form einer aufwendigen Deluxe-Edition für zahlungskräftige Feinbeine und als normale CD. Die Musik ist indes stets dieselbe und zumeist eklektisch-berückend .