David Crosby & Graham Nash :: Crosby-Nash

Gewohnt delikate Harmonies zu politisch überkorrekten Songs

Manchmal überspannen sie den Bogen der Rechtschaffenheit. Wenn David Crosby etwa in „They Want It All“ gegen Enron ansingt und die Raffgier der Konzerne geißelt, lyrisch so lausig wie politisch korrekt: „You gotta be real!“ Oder wenn Graham Nash den Terroranschlag auf die Twin Towers spirituell wendet und betroffen fragt: „Why would anyone hurt God’s children?/ How could anyone hurt them at all?“ Allen Ernstes, zu E-Piano und synthetischen Vibes. Um voller Schmerz und voller Güte zu appellieren: „Ask your heart to forgive this evil/ Ask your soul to forgive us all.“ David Crosby for president? Graham Nash for pope? No kidding.

Womit allerdings bereits die zwei schlimmsten Sülznummern genannt wären, es findet sich durchaus auch Substanzielleres unter den 20 Songs. Crosbys hemdsärmelige Anti-Kernkraft-Tirade „Don’t Dig Here“ („this place is full of shit that kills“) beispielsweise oder Nashs Anti-Drogen-Ballade „On The Other Side Of Town“. An den Harmonies des Duos ist eh wenig auszusetzen. Okay, die hohen Register lassen sich nicht mehr so mühelos ziehen wie einst. Doch scheint die alte Empathie intakt, die Motivation alles andere als deplorabel. Die Musik freilich hat nicht mehr den Dampf des „Southbound Train“ oder auch nur die Raffinesse von „Wind On The Water“. Sittsam, konfektioniert, fade. Was an der so peniblen wie anämischen Produktion von Russ Kunkel und seinem Sohn Nathaniel liegt. Und an den Musikern, die jeden Ton sterilisieren, so lange, bis sich nichts mehr daran regt. Mit seinem Sohn James Raymond und Jeff Pevar macht David Crosby unter dem Moniker CPR schon seit Jahren denselben geschniegelten Schmus.

Unrealistisch also, bei dieser Konstellation etwas Abenteuerlicheres zu erwarten, fast 30 Jahre nach der letzten Studio-Exkursion der beiden Unentwegten.

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