David Grossmann Kommt ein Pferd in die Bar



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Ein pensionierter Richter, einst für seine Menschenkenntnis geschätzt, bekommt eine seltsame Einladung: Er soll sich in einem kleinen Club nördlich von Tel Aviv einen Standup-Comedy-Abend seines lange vergessenen Jugendfreundes Dovele ansehen und sich ein Bild von ihm machen, genauer: von dem, was „von ihm ausgeht, ohne dass er Kontrolle darüber hat“. Er sieht an diesem Abend auf der Bühne einen kleinen, dürren, 57-jährigen Provokateur, der aus der Fassung gerät, als seine Vergangenheit in Person einer Zuschauerin, die er als Kind kannte, dazwischenruft und fragt, wie aus dem guten Jungen von einst ein so böser, zynischer Mann hat werden können. Da beginnt Dovele die Geschichte zu erzählen, wie er in jungen Jahren durch ein traumatisches Erlebnis wurde, was er ist. David Grossman, Chronist der Geschichte und Identitätssuche seines Heimatlands, Israel, übersetzt die mündliche Form der Standup-Routine in Prosa und schließt sie mit seinen Lebensthemen kurz. Ein heikles erzählerisches Experiment, das durch die Intensität vieler eindrücklicher Passagen gelingt. (Hanser, 19,90 Euro)


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