dEUS – Worst Case Scenario
Wenn Mut zu Größenwahn mutiert, dann ist das schon so etwas wie ein „Größtanzunehmender Unfall“ – oder man benennt sich einfach gleich nach Gott. Eine hiesige Tankstellenkette wohlgemerkt taufte sich „Göttin“. Diese Platte ist mindestens genauso nervig wie diese Werbe-Jingles für jeden, der Auto fährt, und mit einem Versprechen hohlraumversiegelt, das ihre Erzeuger locker einlösen. Aber zum Auftanken ist dieses Debüt der Belgier weniger geeignet. Vielmehr geht es ihnen um den Versuch, populär und obskur zugleich zu sein, um den Aufbruch in die „popskure“ Ewigkeit. dEUS sind leider nicht mehr als eine belgische Version der amerikanischen Smashing Pumpkins – mit einem Schuß bastardisiertem Ministry-Wahnsinn. Sicher: Antwerpen, wo die selbsternannten Götterboten wohnen, soll angeblich ein schönes Fleckchen Erde sein, was ja noch lange nicht daran hindern sollte, häßliche Musik zu machen. Was das Quintett um Sänger Tom Barman allerdings so teuflisch hinterhältig macht: Sie bauen Harmonien auf, um sie im nächsten Moment mit zeusianischem Violin- und Post-Punk-Blitz und -Donner zu zerstören.
Das ist dann diese überhöht-ambitionierte Avantgarde-Schiene, die nur dem göttlichen Spaß bereitet, der auf ihr bis zum Exzeß herumreitet. Als Zuhörer kann man sich eher vor diesen Zug werfen, als auf ihn zu springen. Die einzige Alternative wäre: Sei Anarchist und glaube an Gott! Ein wahrlich unkategorischer Imperativ, der „Worst Case Scenario“ zum Höllentrip macht.
Richtig gute Momente sind bei dEUS jene, die innere Einkehr suggerieren. Wirklich grausig dagegen sind Kompositionen wie „Shake bur Hip“ und JDivebomb Djingle“, auch wenn sie eine billige Verarsche auf Rock’n’Roll- oder Polka-Mitsing-Reime sein sollen: Gitarren und Violine wohnen sich mit pseudokakophonischem Melodie-Müll bei. Dafür müßten dEUS ewig in der Hölle schmoren.