Devendra Banhart :: What Will We Be

Was ist bloß los mit unserem Lieblingskauz? Hübsch, aber irgendwie brav poppig kommt „Can’t Help“ daher, mit dem das Album „What Will We Be“ beginnt. Auch „Angelika“ klingt einen Tick weniger verschroben und leichtgewichtiger, als wir den Freakfolk-Zottelbart in Erinnerung haben. Dann diese unerhört groovende Single „Baby“ mit der funky hibbelnden Gitarre und dem „Choochoo“-Train-Refrain; das launige „Goin‘ Back To The Place“, das man eher mal Gregg Allman zugetraut hätte; und später schließlich „l6th And Valencia“, Banharts Neuinterpretation des Discosounds der 70er Jahre mit den Augen von Roxy Music.

Haben die Jungs vom Major-Label, bei dem Devendra Banhart seit dieser Platte unter Vertrag ist, ihn tatsächlich so schnell zahm gekriegt? Ihn zum pflegeleichten Vorzeigefreak gemacht, ihm alle Flausen, alle Spleens, alles Verschrobene ausgetrieben?

Nein, haben Sie nicht. Allerdings hat Banhart das Schrullige und Selbstvergessene weiter hinten auf „What Will We Be“ versteckt. Vielleicht wollte er uns erst mal beweisen, dass er auch Popsongs schreiben kann.

Wieder lässt sich Banhart auf nichts festlegen, hat 14 Songs aufs Album gepackt, die sich wie 57 anfühlen. Immer noch enden seine Nummern selten so, wie sie angefangen haben, oder kommen nur über verworrene Umwege zu ihrem Anfangspunkt zurück. „Chin Chin And Muck Muck“ imitiert erst eine schlurfende Barjazz-Nummer, vergnügt sich dann mit den langhaarigen Nachbarn auf einem Mittelaltermarkt. „Rats“ meditiert über einem mürrischen Basslauf, zu dem Banhart auf Jim Morrison macht. „Maria Leonza“ ist eine zerbrechliche Kostbarkeit, die sich allen Rhythmisierungen verweigert. Das spanisch gesungene „Brindo“ setzt die somnambule Sanftheit von „Cristobal“ fort, während im Hintergrund ein Klavier zärtlich klimpert und ein bei Burt Bacharach geborgter Chor summt. Und bevor sich Banhart am Ende mit dem Ska „Foolin“ als Spaßvogel verabschiedet, entführt er uns schnell noch im Kleinod „Meet Me At The Lookout“ in ein Land, das es gab, bevor die Sonne die Welt erschuf- und darf im entrückten „Wiliamdze“ wieder ganz der Kauz sein, den wir so lieben.

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