Diamanda Galas – Schrei X Live/Schrei 27 :: Mute/Intercord

Mute/Intercord Diamanda Galas macht wieder Ernst. Schon ein kurzer Blick auf das Plakat ihrer „Solo Voice and Piano Prayer and Maledicrion“-Tbur zeigt superdeutlich, daß „die Galas“ für ihre Performance wieder einmal jede Form von Humor, Ironie oder Selbstdistanz zu Hause gelassen hat: Nasse und verschwitzte Haare umfliegen ein hager-hartes Gesicht, und der seitliche, dem Betrachter zugewandte Blick lockt und warnt zugleich. Klar ist hier auch eine ambivalente Form von Erotik im SpieLsieren auf der gleichnamigen Radio-Arbeit aus der Zeit um 1994. Sie zeigen, daß Diamanda Gatas in ihrem nun schon 17 Jahre währenden selbstinszenierten und öffentlichen Selbstheilungsprozeß via Kreisch-Kunst nur unwesentlich vorangekommen ist Noch immer schreit, flüstert und quäkt sie ihre persönlichen Paniken, kontrollierten Ekstasen und theatralischen Konversionshysterien im Verhältnis 1 : 1 in die Stille. Ein Feedback ist nicht eingeplant, und mögliche Dialoge finden ausschließlich im Inneren der Sängerin statt Diesmal sollen die Originalaufhahmen sogar in völliger Dunkelheit stattgefunden haben. Das verstärkt den Appeal von Diamana Galas als der ewigen Einzelkämpferin im Feldzug für eine absolute Selbstentäußerung. Vielleicht demonstriert die Mittvierzigerin so ihre Konsequenzen, die sie ihren letzten beiden Alben gezogen hat. Schrei X…“ zerstört nämlich die zarte Annäherung mit furienhafter Konsequenz. Wie in ihrer Triologie JAasque Of The Red Death “ – einer Variation über Edgar Allen Poes berühmte Erzählung – bestimmt auch hier die Chiffre Aids die klaustrophobische Szenerie. Zusammen mit eigenen Texten zitiert Galas alte Schriften von Thomas von Aquin und führt diese durch die immer wiederkehrenden Schleifen ihrer stimmlichen Verfremdungsapparatur in künstliche Sakralräume. Dort findet dann die Opferung zugunsten einer erklärten Selbstreferentialität statt. Tod, Wahnsinn und die apokalyptischen Offenbarungen der Bibel gehen über in Galas‘ immerwährenden Privatbesitz. Galas saugt ein und konserviert auf ewig. So funktioniert ihr artifizielles Tollhaus, das zugleich ein Totenhaus ist und eine monumentale Gedenkstätte. Das klingt und ist egoman, radikal und zuweilen befremdlich. Vor allem aber ist es auf Dauer, und davon kann bei Galas durchaus sprechen, redundant Aber Diamanda Galas ist in ihrer Kunstwelt dann am stärksten, wenn ihr keiner folgen kann. Wenn sie sämtliche Türen verschließt und nur einen Spalt offen läßt Dann werden Hörerschaften zu Voyeuren, zu Außenstehenden degradiert, denen irgendwann nur noch die Möglichkeit des Sich-Abwendens bleibt. Denn rein kam bislang so leicht keiner. Oliver Rohlf Album „Schrei X Lire/Schrei 27“ baaber Achtung! Die goldene Regel besagt: Wer zu nahe kommt, und sei es nur aus Neugier, wird weggefegt Die Aufnahmen zu dem neuen

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