Die dunkle Unermesslichkeit des Todes

„Die dunkle Unermesslichkeit des Todes“ heißt das neue Werk des Italieners Massimo Carlotta, der die Krimi-Welt in den letzten Jahren um einige hartgesottene Thriller bereicherte. Schon „Arrivederci amore, ciao“ war atemlos und verstörend amoralisch, und der neue Roman verwischt die Grenze zwischen Opfer und Täter nun bis zur Unkenntlichkeit: Silvio Contin wurde bei einer eskalierenden Geiselnahme alles genommen, was er liebte. Nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau und seines Sohnes hält ihn allein der Gedanke an Rache aufrecht. Wird er nun, 15 Jahre nach der Tragödie, einem der inhaftierten Mörder, der ein Gnadengesuch gestellt hat, vergeben? oder wird er ebenso kaltblütig und grausam vorgehen wie jene, die sein Leben so radikal veränderten? Carlotto schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz und versteht es, fesselnd und rasant seinen Plot zu entspinnen. In den 70er Jahren war er Mitglied der linksextremen, militanten Gruppierung „Lotta Continua“. Selbst unter Mordverdacht geraten, wurde er zu 18 Jahren Haft verurteilt, floh jedoch nach Frankreich und Mexiko, wo er dann schließlich festgenommen wurde. Nach einigen Jahren im Gefängnis wurde er wegen des öffentlichen Drucks angesichts seiner nie bewiesenen Schuld begnadigt. Jemand mit einer derartigen Biografie weiß natürlich schmerzlich, was es heißt, wenn unvorhergesehene Ereignisse einem Mann nur noch wenig Entscheidungsspielraum lassen. Zum Glück griff Massimo Carlotto letztendlich zu Papier und Bleistift – anders als sein Protagonist Contin. (18,90 Euro)

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