Die Ersatzkiller von Antoine Fuqua :: ab 14.Mai

Leiber zucken zu Techno-Beats und Laser-Strahlen. Ein Asiate betritt eine Diskothek und geht wie ein Geist durch die tanzende Menge auf einen schmieriger Kerl zu, der sich mit einigen Frauen vergnügt. Er wirft eine Patrone, in die ein chinesisches Wort geritzt ist, auf den Tisch und wartet wortlos, bis der Typ langsam aufschaut. Dann zieht der Asiate eine Pistole und feuert auf den Mann, bis das Magazin leer ist. Mit einer anderen Waffe erschießt er die Leibwächter und entschwindet unerkannt.

Bekannter als der Name des Täters dürfte hierzulande der Darsteller des Opfers sein: Carlos Leon ist der mittlerweile gefeuerte Vati von Madonnas Tochter. Und das wiederum ist nur eine von vielen kuriosen Fußnoten im längst überfälligen Hollywood-Debüt des 42jährigen Hongkong-Stars Chow Yun-Fat, der in Asien durch die Filme John Woos zur Inkarnation des eiskalten Engels mit goldenem Herzen wurde. In Woos Gangster-Epos „A Better Tomorrow“ (1986) trat er erstmals wie ein Samurai mit einer Pistole in jeder Faust zahlreich überlegenen Gegnern entgegen. Die Figur des einsamen, edlen shootist, der Feinden zwischen die Augen trifft wie Clint Eastwood, verkörperte Yun-Fat fortan auch deshalb perfekt, da er so wässrig gucken kann wie Robert Mitchum. Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit war „The Killer“, eine Ballade über Freundschaft, Ehre und Loyalität, das im Melodram überhöhte Martyrium eines Mannes, der in seiner Schuld, daß bei einer Schießerei in einem Nachtclub eine Frau verletzt wurde, die Liebe findet und daran stirbt; aber beim Finale in der Kirche an der Seite eines Cops kämpft.

Danach ging Woo nach Hollywood und führte zuletzt mit „Face/ Off“ von wie entfesselt Hongkong den amerikanischen Actionfilm befruchten kann, wenn man nicht allein die Motive abkupfert. Nun hat er „Die Ersatzkiller produziert. Chow Yun-Fat spielt den Profimörder Lee im Sold des Triadenpaten Mr. WeL Als dessen Sohn bei einem Drogendeal von der Polizei überrascht wird und stirbt, soll Lee den sieben Jahre alten Sohn des verantwortlichen Cops Zedkov (Michael Rooker) töten. Er hat den Jungen schon im Visier, da senkt er das Gewehr und wirft den Job hin. Nun muß er die eigene Familie in China vor Mr. Weis Rache schützen. Bei Meg (Mira Sorvino) will er einen falschen Paß besorgen. Dort treffen auch die Leute von Weis Handlanger Kogan (Jürgen Prochnow) ein. Von da an ist sie mit Lee auf der Flucht – und „Die Ersatzkiller“ werden eingeflogen. Einer ist TU Schweiger, der als Deutscher typisch grimmig in Lederkluft und mit Brikettfrisur ausgestattet wurde. Gemessen am Titel ist seine erste Hollywoodrolle fast eine Hauptrolle. Ohne einen Satz wird er jedoch nach wenigen Minuten abgeknallt.

Chow Yun-Fat hat kaum mehr Dialog, was an Sprachproblemen gelegen haben soll, den Film aber um so mehr wie ein Trailer mit Ausschnitten seiner besten Szenen wirken läßt. Vor allem „The Killer“ wird zitiert und amerikanisiert – von der Anfangssequenz bis hin zum Anzug, der Rüstung des modernen Ritters. Statt der Kirche gibt es hier einen buddhistischen Tempel und den Showdown in folklorehaften Chinatown-Kulissen, an Stelle der wehrlosen Frau übernimmt Sorvino einen aktiven Part. Antoine Fuqua hatte zuvor Videos wie Coolios „Gangsta’s Paradise“ und Werbespots für Honda und Toyota gedreht. Mit gleicher Ästhetik hat er Woos ballettartige Ballistikchoreographie in einer Autowaschanlage, Videospielhalle und einem Kino umgesetzt, ein Destillat ohne Seele aber. Und so wirkt Yun-Fat etwas verloren, wenn er charismatisch ab Nurejew mit Pistolen im Kugelhagel der Zeitlupe tanzt Eine Hommage in einem Ersatzfilm, den man sonst von Jean-Claude Van Damme kennt Mit jenem haben Woo, Ringo Lam und Tsui Hark ihre US-Debüts gedreht. Man muß „Die Ersatzkiller“ als Pilotfilm betrachten, der den Markenartikel Chow Yun-Fat bei den Kunden einführen solL Nichts ist unmöglich.

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