Die Heiterkeit :: Herz aus Gold

Post-Punk, Englisch-Deutsch-Gemisch und herber Gesang: Ein Hamburger Frauentrio trägt dick auf

Die Beipackzettel zu neuen Veröffentlichungen sind selten bescheiden, doch hier sind offenbar ein paar Gäule durchgegangen: „Diese Band hat eigentlich schon alles erreicht. Schon hier, schon jetzt. Sie wird geliebt, viele sprechen ihren Namen nur flüsternd aus. Von manchen wird sie sogar gefürchtet.“ Keine Ahnung, ob das Presseinfo zu „Herz aus Gold“ ein Insider-Scherz ist oder eine Hommage an die legendäre Hype-Seligkeit des „NME“. Doch so viel ist klar: Diese Band hat noch nichts erreicht. Sie wird von 723 Facebook-Freunden gemocht, und die Klickzahlen auf YouTube liegen im mittleren vierstelligen Bereich. Und das, obwohl im April eine Split-Single mit Ja, Panik veröffentlicht wurde, auf deren Label das Album erscheint.

Die Heiterkeit, so nennen sich drei junge Frauen aus Hamburg, die sich auf dem Cover um ein Herz aus Goldfolie versammeln: Schlagzeugerin Stefanie Hochmuth wirkt herrlich unterkühlt und very Velvet Underground. Bassistin Rabea Erradi wagt ein scheues Lächeln, während Stella Sommer, die Sängerin und Gitarristin, einfach nur aussieht wie die junge Kirsten Dunst. Die zwölf Songs des Albums vermeiden jeden Anflug von Lieblichkeit, ohne gleich abweisend zu wirken. Der Beat ist dem stoischen Klopfen von Moe Tucker nachempfunden, die Gitarre schrammelt knochentrocken, der Bass gräbt und wühlt wie ein Maulwurf. Post-Punk fällt einem dazu ein, DIY und ein unbeschwertes „Avanti Dilettanti“.

Langweilig wird „Herz aus Gold“ nie, was an guten Melodien und dem Gesang und den Texten von Stella Sommer liegt. Die verwendet schon mal das von Andreas Spechtl eingeführte Deutsch-Englisch-Gemisch, das hier zu dem hübschen Refrain führt: „Gefällt mir gut, ich bin bereit, I touch you with my Heiterkeit.“ Die tiefe, mal an Hildegard Knef und mal an Christiane Rösinger erinnernde Stimme steht dabei – fast nach Liedermacher-Art – im Mittelpunkt. Wenn Sommer singt: „Für den nächstbesten Dandy wirst du mich verlassen, für den nächstbesten Dandy muss man das wohl machen“, schwingt hinter der (Beziehungs-)Müdigkeit auch die Hoffung auf ein anderes Leben mit. Aber alles sehr beiläufig.

„Die Liebe eines Volkes“, heißt es etwas später im gleichnamigen Song, „hat mich zur Königin gemacht.“ Dann hebt Sommer die Stimme – mit all der Blasiertheit einer von Kirsten Dunst gespielten Marie Antoinette – und verkündet: „Tata tata tata tata, tata tata tata tata.“ Keine Ahnung, was die Sängerin damit sagen will, aber die Attitüde ist super. „Ich bin so süß, wie man es sein kann“, behauptet sie einen Song später – und da wollen wir jetzt auch gar nicht widersprechen.

Ein paar Indie-Kids werden dazu tanzen, ein paar Hipster genervt mit den Augen rollen. „Herz aus Gold“ ist ein Versprechen, dessen Einlösung noch aussteht. (Nein, Gelassenheit/Staatsakt)

Beste Songs: „Für den nächstbesten Dandy“, „Die Liebe eines Volkes“

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