Die Mediocren – von Matthias Glasner
Ganz so mittelmäßig, wie der Titel vermuten läßt, ist das Spielfilm-Debüt des Hamburgers Matthias Glasner nicht Woody Aliens Sprüche, Hai Hartleys Lakonismus und die Flut der unzähligen „Generation X“-Filme waren die Paten für diesen lockeren Streifen aus dem neuen Deutschland, fünf Jahre nach der Wende. „CinemaScope-Filme sind nur etwas für Schlangen und Beerdigungen“, sagte Fritz Lang in Godards „Verachtung“. Bei Glasner gibt es nur eine kurze Beerdigungsszene und überhaupt keine Schlangen dennoch fand er den Mut zum Breitwand-Format.
Sein Werk spielt ausschließlich in Küchen, Betten, Autos und am Telefon. Zwei Paare auf dem Weg zur Selbstfindung – nicht neu, aber immer wieder schön. Denn Schadenfreude kommt auf, wenn die Figuren auf der Leinwand die eigenen Fehler wiederholen. Anna (Andreja Schneider), alleinerziehende Mutter des sechsjährigen Bob (der im ganzen Film kein einziges Wort spricht), trifft sich heimlich mit Leo (Jürgen Vogel), der aber noch mit ihrer besten Freundin Robin (Jasmin Tabatabai) liiert ist. Annas Bruder Jost (Dani Levy), ein verschrobener Einzelgänger ohne soziale Bindungen, wird aus seiner Wohnung geworfen, zieht bei Anna ein und verliebt sich in Robin. Der neureiche Leo schwärmt nur für seine Cyberspace-Apparaturen, Jost ist eher an Robins sexuellem Vorleben interessiert – an der Zungenfertigkeit und Schwanzlänge der Vorgänger.
Diesen Männer-Alptraum hat Glasner zynisch und brutal inszeniert – und sehr traurig, ohne larmoyant zu wirken. Die vier mediokren Gestalten (Robin: „Wir sind mittelmäßig – aber wenigstens auf lateinisch“) haben sich mit ihrem armseligen Leben abgefunden, da helfen auch keine Sprüche mehr. Am Ende landen sie in Leos geerbtem Haus, einer Bruchbude bei Rostock, und danach im Krankenhaus. Aber sie machen sich Mut: „Die Natur braucht unser ausgeatmetes Kohlendioxid, um zu leben.“ Absurder Schluß einer schrägen Tragikomödie – mit der Musik von Portishead, Oasis und Raw Fusion.
JBH