District 9 :: Alien-Apartheid

Sie essen Katzenfutter, staksen oft herum wie aufgescheuchte Hühner und wollen einfach nur nach Hause: Seit E.T. waren Aliens nicht mehr so hilf- und harmlos – dabei sehen sie monströs aus und könnten einem Menschen mit einem Schlag das Genick brechen. Stattdessen haben sie sich ihrem Schicksal ergeben, seit sie auf der Erde gestrandet sind und hinter Stacheldraht zusammengepfercht wurden. Millionen sind es wohl. Ihr gigantisches Raumschiff ist defekt und hängt traurig wie ein entwurzelter Baum am dunstigen Himmel über Johannesburg.

Regisseur Neill Blomkamp gelang 2009 der Coup des Jahres. Mehr als 200 Millionen Dollar spielte sein Regiedebüt weltweit ein. Eigentlich sollte er das Computerspiel „Halo“ verfilmen – aber weil Peter Jackson sich als Produzent mit dem Studio nicht über die Finanzierung einigen konnte, zwackte er 30 Millionen ab und ließ Blomkamp einen Science-Fiction-Film drehen, der mit grotesken Pointen und trashiger Action intelligent Diskriminierung verhandelt.

Die Angst vor der Bedrohung durch Außerirdische, die im Kino seit den 50er Jahren in Werken wie „Das Ding aus einer anderen Welt“ thematisiert wurde und mit Ridley Scotts „Alien“ einen darwinistischen Höhepunkt fand, ist hier zur reinen Xenophobie geworden. Die unbekannten Kreaturen kamen nicht als Invasoren oder Missionare, die Not hat sie gezwungen. Im „District 9“ hausen sie in wackeligen Wellblechhütten, die an südafrikanische Townships gemahnen und an die Flüchtlingslager in vielen Ländern. Sie sind die Schwarzen nach der Apartheid, nicht gewollte und integrierbare Migranten, vermeintlich ein Problem, Sinnbild für alltäglichen Rassismus.

„Prawns“, Garnelen, werden sie wegen ihres schuppigen Aussehens verächtlich genannt. Sie torkeln grunzend über Müllberge, weiden wie wilde Tiere von den Straßen verscheucht und dürfen keine Restaurants oder Geschäfte betreten. Deshalb sollen sie weiter entfernt von der Stadt umgesiedelt werden. Leiten soll die Operation Wikus Van De Merwe (Sharlto Copley), Mitarbeiter des Sicherheitskonzerns MNU. Mit der Truppe des Söldners Koobus Venter (David James), der die Fremden lieber umlegen würde, fährt er zum Lager – die Aliens müssen die Räumung auf einem Formular abzeichnen.

Es ist eine aberwitzige Situation, die Blomkamp mit schwankender Handkamera im Stil von Nachrichtenschnipseln oder Doku-Soaps zeigt. Wikus, der Bürokrat, fühlt sich geschmeichelt von der Aufmerksamkeit. Er lächelt verkrampft in die Kamera, erklärt, beschwichtigt, macht schlechte Witze. Er ist ein typischer Afrikaner und gedankenloser Rassist.

Aber dann wird er durch eine Infektion selbst zum Außerirdischen – und mit der Mutation verwandelt sich die satirische Story in einen Actionthriller, der „Die Fliege“ und „The Blair Witch Project“, aber auch „Robocop“ und „Terminator“ seine Referenz erweist. Wikus wird von Venter gejagt, weil ihn die Firma für Experimente benutzen will. Und nur die Aliens können ihm jetzt noch helfen. Extras: Audiokommentar, entfallene Szenen, Dokumentation,

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