Diverse – Black & Proud: Dokumentation der Selbstermächtigung in Funk und Soul :: TRIKONT/INDIGO
Martin Luther King hatte sich mit einem Traum bewaffnet, die Black Panthers nahmen lieber Gewehre. Eine verteidigungspolitische Frage – eine Stilfrage. Als die schwarze Selbsthilfetruppe Mitte der Sechziger aufmarschierte, ideologisch geführt von den Philosophie-Studenten Huey Newton und Bobby Seale, ging es ja vor allem um öffentliche Präsenz, um die Darstellungsform eines Widerstandes, den es längst gab. Auch in der Musik. Afroamerikanische Bluesund Gospel-Sänger hatten halt meistens Jesus (oder den Teufei) zu Hilfe gerufen, wie ihre Unterdrücker.
Wenn die Staple Singers „Respect Yourself“ rufen und nicht „Oh Happy Day“ oder sowas, ist das auch befreiende Blasphemie. Mit 37 Stücken auf zwei (einzeln erhältlichen) CDs dokumentiert „Black &Proud“ den Beginn dieser Selbstermächtigung in Funk und Soul, sammelt neben Offensichtlichem auch Sozialkitsch und überraschend gute Obskuritäten (Camille Yarboroughs gespenstische Polizeistaat-Apokalypse „All Hid“!).
Die Kompilations-Idee ist nicht neu, leider fehlen alle discografischen Angaben. Immerhin hört man Gil Scott-Herons unvermeidliches „The Revolution Will Not Be Televised“ zur Abwechslung in einer kaum bekannten Percussion-Version – und es wird klar, wie die Aktivisten die revolutionären Zeichen des Feindes umdeuteten: Später zitiert Scott-Heron aus dem „Summertime Blues“. Eddie Cochran wollte doch nur ein Auto.