Diverse – Boogie Wonderland

Dass der Refrain von „Le Freak“, der besten Disco-Single aller Zeiten, in der ersten Version „Aaaah… fuck off!“ hieß, hat Nile Rodgers von Chic oft erzählt: Bernard Edwards und er improvisierten diesen Fluch am Silvesterabend 1977, nachdem sie trotz ihrer jungen Popularität vom Türsteher des New Yorker „Studio 54“ abgewiesen worden waren. Das mag in dem Fall wirklich am überfüllten Club gelegen haben. Aber das „Studio“, das ja gern leichtfertig als sprudelnde Disco-Quellhöhle bezeichnet wird, war in Wahrheit freilich die Grabkammer der so genannten Welle.

James Murphy vom LCD Soundsystem, einer der heutigen Statthalter der alten Ideen, hat im Interview mit uns gesagt, Disco sei „schwuler schwarzer Punkrock“ gewesen – und da beißt es sich halt, wenn plötzlich einer an der Tür steht, der die Hässlichen aussortiert und eine Bresche bricht, damit Bianca Jagger mit dem Pferd durchreiten kann. Genau das ist das Problem mit einer Doppel-CD-Compilation wie dieser hier: Der schicke Schund (Michael Zager Band, Santa Esmeralda) liegt so eng neben den Goldstücken (MFSB, Candi Staton), dass sich alles gegenseitig kontaminiert. Und dass einiges von dem, was streng genommen zum Disco-Müll zählt, unter reinen Pop-Gesichtspunkten wieder ziemlich großartig ist (Lipps Inc., Andrea True Connection), macht die Sache noch schwieriger.

Eine billig aufgemacht Party-Sammlung wie diese (32 Stücke, unter anderem auch The Trammps, Donna Summer, Odyssey, Wild Cherry, Brothers Johnson) verdient eigentlich kein Wohlwollen, aber weil die schlimmsten, am besten verkäuflichsten Friseusen-Foxtrots wie „Y.M.C.A.“ überdeutlich fehlen und die schönsten Momente des Philly-Funk auch eine Verramschung glitzernd überstehen, wollen wir mal nicht so sein. Bei Ministry Of Sound gibt es übrigens auch durchweg gute Disco-Sampler.

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