Diverse – Memphis Belles – The Women Of Sun Records :: BEAR FAMILY RECORDS

Die unbekanntere Seite des Pionier-Labels – mit den von Sam Phillips so geschätzten, großartigen Miller Sisters Auf kein berühmtes Indie-Label der fünfziger und sechziger Jahre traf James Browns „It’s A Man’s Man’s Man’s World“ mehr zu denn auf Sun Records. Von Atlantic bis Vee-Jay und von Chess über Elektra bis Stax hatten sie alle auch ihre weiblichen Stars, deren Aufnahmen Blues- und Folk-, Soul- und Rock-Geschichte machten. Nicht so die kleine Firma von Sam Phillips.

Nach außen hin war das eine geschlossene Männergesellschaft – darunter richtige Machos wie Jerry Lee Lewis, der aber, anders als Chuck Berry, Minderjährige schon mal heiratete, bevor er mit ihnen über eine Staatsgrenze ging -, mit der Phillips reüssierte. Egal, wie prima die Aufnahmen waren, die Wanda Ballman oder die von Elvis sehr verehrte und längst Legende gewordene Barbara Pittman, Linda Gail Lewis oder die Kirby Sisters für ihn machten: Wenn er mit den anderen Single-Neuheiten von Carl Perkins oder Billy Lee Riley, Johnny Cash, Roy Orbison oder Charlie Rieh zu den über Erfolg und Misserfolg entscheidenden Rundfunkstationen pilgerte, spielten die grundsätzlich nur die der männlichen Interpreten. Egal, ob er denen von seinen weiblichen Sängerinnen Blues- oder Rock’n’Roll-, Country- oder Pop-Aufnahmen andienen wollte: Gefragt waren im Zweifelsfall immer nur die seiner männlichen Stars.

Niemand bedauerte das mehr als Phillips selbst, alles andere als ein male chauvinist pig. Auch und am allermeisten eingestandenermaßen im Fall der Miller Sisters, die für ihn im Duett so hinreißend perfekte Aufnahmen einspielten wie wenig später die Everly Brothers für Archie Bleyers Cadence Records. Vielleicht hätte Millie Miller ja doch mal kurz Elvis Presleys Gitarre halten sollen, als der sie damals – er und auch das Sangesduo noch auf ihren Auftritt bei einem Konzert wartend darum bat. Aber das lehnte sie brüsk ab und sagte: „Hold it yourself. I’m not your flunky.“ Später gestand sie dann in den wieder mal hervorragend dokumentierten und voluminösen Liner Notes hier nachzulesen -, dass sie das eigentlich gern getan hätte.

Wer die Geschichte dieses Pionier-Labels von seiner so ziemlich unbekanntesten Seite kennenlernen möchte, wird hier reichlich Entdeckungen machen.

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