Diverse – On Vine Street: The Early Songs Of Randy Newman
Die Auftragsarbeiten und Lohn-und-Brot-Songs aus den Jahren 1962 bis 1970. interpretiert von Gene Pitney, Cilia Black, Beau Brummeis, Van Dyke Parks, Rick Nelson und Harry Nilsson
In seinen Anmerkungen zur gott- und vaterlosen Gesellschaft war es auch für Randy Newman vom netten „So Long Dad“ über das agnostische „Old Man“ bis zum todtraurigen „Texas Girl At The Funeral Of Her Father“ ein längerer Weg. Alan Price gehörte zu den ersten, der nach dem Abschied von den Animals „So Long Dad“ für Decca aufnahm. Mit seinen Cover-Versionen von Randy-New^man-Kompositionen hätte er ein ganzes Album füllen können, denn er nahm binnen Jahresfrist neun weitere auf. Zwei Jahre später, 1970, nahm Harry Nilsson ein ganzes Tribute-Album auf (wie man das heute so nennt), ebenfalls zehn Songs. Newman empfand es immer als Ehre, dass ein Ausnahme-Sangestalent wie Harry sich seiner Lieder mit so viel Bravour annahm, und entsprechend bewundernd äußerte er sich posthum in den Liner Notes zur Neu-Edition von „Nilsson Sings Newman“.
Es war aber nicht so, als hätten andere Interpreten bis dahin regelmäßig verhunzt, was er als Lohnschreiber in den Jahren zuvor an Songs komponiert hatte. Judy Collins und Scott Walker, Dusty Springfield und Van Dyke Parks zählen zu den bekannteren Interpreten, die sich mit ganz beträchtlichem Erfolg an der Deutung seiner Songs versucht hatten. Aber wie Harry Nilsson die Vorlägen mit der ganzen Fülle des Wohllauts sang und Newman, am Piano begleitend, die eigenen Songs noch hinreißender verzierte als bei den eigenen Einspielungen, war schon absolut meisterlich. Was Harry hier aus dem eher schlichten Liebeslied „Caroline“ machte, war in der einsamen Klasse bewundernswert.
Im Lauf der Zeit haben „I’ll Be Home“ unter anderen Scott Walker, Barbra Streisand, Tim Hardin und Mama Cass Elliott aufgenommen. Die Version der generell gern unterschätzten Lorraine Ellison von 1970 (erst 1995 veröffentlicht) ist alles andere als übel in ihrer Gospel-Qualität, aber ein wenig auch das, was man unnötig overproduced nennen kann. Dass die Wahl in dem Fall auf Miss Ellison fiel, ist typisch für die ganze Auswahl bei dieser CD: Neben den eingangs genannten wollte man unter den 26 Tracks auch viele rare bieten. Darum also die Version vor „Have You Seen My Baby“, die Fats Domino mit tollen Studio-Cracks (Newman arti-Piano und als Arrangeur der Bläser im Studio) für „Fats h Back“ aufnahm, und „I’ve Been Wrong Before“ in der Aufnahme von Cilla Black, nicht von Dusty Springfield, H. P. Lovecraft oder der neueren von Elvis Costello.
Lenny Waronker dürfte damals der einen oder anderen bei Warner Bros, unter Vertrag stehenden Band nahegelegt haben, auch mal Songs vom seinem Pfötegeau teilnehmen. Das war dann auch etwa>ausgefallenere Popmusik, was Harpte Bizarre aus „The Biggest Night Of Her Life“ und die Beau Brummels aus „Old Kentucky Home“ machten. Überhaupt bedienten sich Harpers Bizarre fast so häufig bei frühen Newman-Songs wie Alan Price gleichzeitig in England. Für „Feelin Groovy“ nahmen sie deren gleich drei auf, wie Eric Burdon für das zwischen alten und neuen Animals eingeschobene Solo-Projekt „Eric h Here“ im selben Jahr auch. Von letzteren wählte man „Mama Told Me Not To Come“ aus – und nicht die Hit-Version von Three Dog Night. Ein Jahrspäter nahm Rick Nelson für „Perspective“ gleich vier Newman-Songs auf, am Ende der B-Seite der LP als Suite arrangiert (hier davon ausgewählt: „Love Story“, allerdings entschieden nicht die definitive Deutung).
Die richtigen Entdeckungen hier sind natürlich die Songs des Lohnschreibers aus den frühen 60er Jahren, Erma Franklin mit dem wunderbaren Soul-Song „Love Is Blind“, Irma Thomas mit „While The City Sleeps“, die Fleetwoods ganz Pop-Schmalz bei“They Teil Me It’s Summer“ (1962 der erste je — für eine Single-B-Seite! — aufgenommene Newman-Song) und Gene Pitney, ganz großes Melodrama zelebrierend bei „Nobody Needs Your Love“.
Ganz große Pop-Mini-Oper bot Frankie Laine 1963 in den zwei Minuten von „Take Her (She’s Mine)“. Von Nitzsche arrangiert und produziert, ist „I Can’t Remember Ever Loving You“ wohl die rarste der raren Aufnahmen hier, nicht die Version von Petula Clark, sondern die nun doch erstmals überhaupt veröffentlichte von Tammy Grimes. Jede ist wieder knapp dokumentiert und kommentiert, chronologisch sortiert sehr wohl in den Fakten rapportierenden Liner Notes, nicht aber im tatsächlichen Sequencing der CD. Von den vielen dort genannten Aufnahmen, die mancher nach der Lektüre zu vermissen beginnen dürfte, könnte – man doch glatt eine Folge-CD zusammenstellen.