Diverse – The Golden Age Of American Rock’n’Roll -Special Novelty Edition

Als Randy Newman „Short People“ schrieb, war die Gattung des novelty song schon lange ausgestorben. Bestenfalls Oldies-Kenner erinnerten sich noch an die kurze Ära, in der es solch abwegiges Liedgut wie den „Baby Sittin‘ Boogie“ eines gewissen Buzz ClifFord oder „Ahab, The Arab“ von Ray Stevens gegeben hatte.

Was genau eine Aufnahme für dieses Genre qualifiziert, hat nie jemand so recht definiert oder ausführlicher beschrieben. Gemeinsam ist den meisten Songs: Es waren Zufalls-Hits. Manchmal harmloser Pop-Konfekt wie Bryan „Sealed With A Kiss“ Hylands „Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini“. Selten ernst, öfter satirisch gemeint wie „Leader Of The Laundromat“ von den Detergants oder das „More Money For You And Me Medley“ von den Four Preps. Gelegentlich auch ausgesprochen schlechten Geschmack der Macher bezeugend wie „Russian Band Stand“ von Spencer & Spencer mit dem Sonia Pryor Choir, der auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die sowjetische Medienpolitik in Sachen Popmusik karikierte.

Aber da waren auch die richtig komischen novelty songs wie „Alley-Oop“ von den Hollywood Argyles, einer der größten Hits des Jahres 1960. Oder „The Flying Saucer“ von Buchanan & Goodman, diese witzige Pseudo-Reportage über die Landung des ersten Marsmenschen auf der Erde, montiert aus Schnipseln aktueller Hits von Little Richard, den Platters, Smiley Lewis, Fats Domino und Elvis Presley, die 1956 so erfolgreich war, dass Dickie Goodman ein Jahr später mit Folge 2 einen weiteren Top-Hit hatte. Die hier praktizierte Frühform von Sampling war so unerhört, dass Bill Buchanan und sein Partner nicht im Traum daran dachten, man könne sie deswegen vor den Kadi ziehen. Aber sie handelten sich prompt 17 Klagen ein, denn bei diesem Top 3-Hit witterten natürlich alle, die sich da „zitiert“ fanden, viel Geld. Der Richter schmetterte alle ab: Das sei doch eine lustige Burleske, heute würde man sagen eine eigenständige geistige Leistung, wie da „Heartbreak Hotel“, „I Hear You Knocking“, „The Great Pretender“, „Earth Angel“, „Tutti Frutti“ und andere Hits „verarbeitet“ wurden.

Eine der süffisantesten Parodien auf aktuellen Teenie-Pop war damals das von Barry Mann und Gerry Goffin komponierte „Who Put The Bomp (In The Bomp Bomp Bomp)“, ein auf Ricky Nelson und andere Teen-Idole gemünzter Ulk, aber so clever ins Ohr gehend geschrieben, dass die beiden Brill-Building-Profis wider Erwarten damit einen Top Ten-Hit hatten. (Einen seiner frühesten Artikel für die Essay-Sammlung „Rock And Roll Will Stand“ überschrieb der junge Greil Marcus mit dem daran erinnernden Titel „Who Put The Bomp In The Bomp De-Bomp De-Bomp?“ Auch der war ja mal ein Teenager, bevor er tiefgründiger in Sachen Popmusik zu schürfen begann…) Für mehr als einen novelty song waren die Hits der Coasters – etwa „Yakety Yak“, „Shoppin‘ For Clothes“ oder „Little Egypt“ – die Blaupause.

Nicht mehr für den letzten der insgesamt 30 in der sicher bizarrsten Kollektion der „Golden Age Of American Rock’n‘ Roll“-Serie. Das ist der berühmtberüchtigte Hit „They’re Coming To Take Me Away, Ha-Haa!“, ein restlos unmusikalischer Irrenhauswitz von so miserablem Geschmack, dass der Autor Jerry Samuels (bei der Aufnahme auch Tonmeister und der Mann am Schlagzeug) sich vorsorglich hinter dem abstrusen Pseudonym Napoleon XTV verbarg. Ähnlich geschmacklos, aber trotzdem ganz lustig: „The Purple People Eater“ von Sheb Wooley, der damals neben Clint Eastwood in der TV-Serie „Rawhide“ spielte. Es sollte sein einziger Nr. 1-Hit bleiben, aber immerhin einer, der in neun Wochen nicht weniger als 1,5 Millionen Singles verkaufte, wie in den Liner Notes nachzulesen.

Die sind wie immer bei dieser besten aller Oldies-Serien gründlich recherchiert. Bloß muss man wohl, um manche der irgendwo an Abiturfeier-Scherze erinnernden Aufnahmen goutieren zu können, den eigenen guten Geschmack in Sachen Pop vorübergehend an der Garderobe abgeben.

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