Diverse – The Pilgrim -A Celebration Of Kris Kristofferson
Diese Hommage ist die zweite Ausgabe des „The New Great American Songbook“ – der erste Teil ist Stephen Foster gewidmet. Kristofferson scheint insofern eine ungewöhnliche Wahl zu sein, als er für seine schauspielerische Arbeit bekannter ist den für sein Songwriting (und „Me And Bobby McGee“ ist in Interpretationen anderer Sänger weitaus berühmter als in seiner eigenen). Auch liegt seine kurze große Zeit mindestens 30 Jahre zurück. Kürzlich nahm Kristofferson nach langer Zeit wieder ein Album auf, das betrüblich wenig Aufmerksamkeit erregte, aber eben auch kein großer Wurf war.
Der Texaner hatte bereits mehrere Karrieren hinter sich, als er 1965 nach Nashville kam, wo er als Herumhänger, Trunkenbold und Studio-Gehilfe notorisch wurde: Er war Rhodes-Stipendiat (wie Bill Clinton), Literatur-Dozent und Hubschrauberpilot bei der Armee, er wollte Bücher schreiben, bewunderte William Blake und begann damit, Songs zu schreiben, als Bob Dylan die Tür für Songlyrik eingetreten hatte. Noch als professioneller Pilot, der Arbeiter zu Bohrinseln transportierte, schrieb er seine Lieder und landete der Legende nach mit dem Helikopter auf dem Anwesen von Johnny Cash, der ihn schließlich erhörte und „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“ aufnahm. Mit Janis Joplins Version von „Me And Bobby McGee“ war Kristofferson 1969 plötzlich einer der gefragtesten Songschreiber der Nashville-Szene, aber auch ein Renegat, Intellektueller und Zauderer, der gegen den Vietnamkrieg sang, obwohl er sich aus Solidarität mit Kameraden freiwillig zum Einsatz gemeldet hatte.
Und so sind die Zeilen „He’s a walking contradiction/ Partly truth and partly fiction/ Takin‘ every wrong direction on his lonely way home“, die Johnny Cash für sich reklamierte, natürlich auf ihn selbst gemünzt. In „Taxi Driver“ behelligt Cybill Shepard in einem Cafe Robert De Niro damit und bringt ihm später eine Kristofferson-Platte zum Rendezvous mit – das in einem Porno-Kino stattfindet. Hier singt Emmylou Harris „The Pilgrim: Chapter 33“ inmitten von Raubeinen wie Randy Scruggs, Rosanne Cash, Rodney Crowell, Gretchen Wilson und Shooter Jennings lösen ihre Aufgaben souverän, aber es sind so unvermutete Gestalten wie Lloyd Cole und Jill Sobule (mit „For The Good Times“), Brian McKnight (mit einem luftigen „Me And Bobby Mc-Gee“ als akustischem Sweet-Soul-Heuler) und Russell Crowe (mit „Darby’s Castle“), die Kristoffersons Songs nicht nur etwas abgewinnen, sondern ihnen auch etwas hinzufügen. Der hartleibige Schauspieler Crowe, der sich wahrscheinlich als geistesverwandt einschätzt, hat neben seiner einschmeichelnden Sprech- auch eine einnehmende Gesangsstimme, und The Ordinary Fear Of God spielen wie Nashville-Urgesteine. Willy Nelson entbietet „The Legend“, bevor Kris selbst mit einem Demo von „Please Don’t Tell Me How The Story Ends“ (von 1970) die letzten Worte singt.
Ein verdammt guter Songschreiber – aber auch unvergesslich als Truck-Fahrer Rubberduck in Sam Peckinpahs „Convoy“.