Diverse – The Secret History Of Rock’n’Roll Vol. 1 :: BMG

Eine wahre Schatztruhe für Kenner und alle, die es werden wollen: hundert Aufnahmen aus dem RCA Victor-Archiv auf vier CDs, die hätte man das als richtig opulentes Box Set aufgemacht als Projekt garantiert Grammy-vetdächtig wären. Von Allman Brothers und Bob Dylan bis Taj Mahal und Van Morrison, von Ry Cooder und Rolling Stones bis Bonnie Raitt und Led Zeppelin haben sie noch alle diese Blues-Klassiker Jahrzehnte später gespielt und nachgesungen. Immerhin handelt es sich hier um viele der berühmtesten aller Zeiten. Etwa Robert Petways „Catfish Blues“ von 1941, aus dem Muddy Waters dann „Rollin‘ Stone“ machte. Big Joe Williams‘ „Baby, Please Don’t Go“, den so ziemlich jede Band während des britischen Blues-Revival im Programm hatte. Und Leadbellys „The Midnight Special“, das John Fogerty mit CCR einfach aufnehmen musste.

Die bekanntesten Klassiker auf „The First Time I Met The Blues -The Secret History Of Rock & Roll Vol. 2“ (ebenfalls 5,0 ) sind Blind Willie McTells „Statesboro Blues“, das von Bonnie Raitt wiederbelebte „I’m A Mighty Tight Woman“ von Sippie Thomas alias Wallace, Jimmie Rodgers‘ „Blue Yodel No. 9“ (mit Louis und Lil Armstrong als Begleitern!), das von Ry Cooder in „Going To Brownsville“ umgetitelte „The Girl I Love, She Got Long Curly Hair“ von Sleepy John Estes und der „Married Woman Blues“ von Blind Willie Reynolds, den Cream – ebenfalls unter anderem Titel, nämlich „Outside Woman Blues“ – für „Disraeli Gears“ aufnahmen.

Schier endlos ist die Liste derer, die irgendwann mal ihre ganz persönliche Deutung von Sonny Boy Williamsons „Good Morning School Girl“ und Jazz Gillums „Key To The Highway“ auf Tonband konservierten und im Konzert vortrugen. Die für mich beste Neuinterpretation des immer Big Bill Broonzy zugeschriebenen Songs (der bei der Session aber nur Gitarre spielte, komponiert hatte Bill „Jazz“ Gillum) kam natürlich nicht von Eric Clapton, sondern von Steve Miller, Boz Scaggs & Co. auf ihrer Debüt-LP für Capitol.

Wie „That’s Chicago’s South Side – The Secret History Of Rock & Roll Vol. 3“ (4,5) enthält auch „That’s All Right“ jede Menge „minor classics“, sorgfaltig von Colin Escoft dokumentiert und in ihrer Bedeutung und Wirkungsgeschichte kommentiert. Bekanntester auf „That’s All Right -The Secret History Of Rock & Roll Vol. 4“ (5,0) ist selbstredend der Titelsong von Arthur „Big Boy“ Crudup, von dem hier auch – eine Ausnahme, bei den allermeisten handelt es sich um die Originalfassungen! – seine Cover-Version von „Dust My Broom“ zu hören ist. Robert Johnsons Original ist zwar lange schon „public domain“. Aber warum klauen, wenn man auch das Original von „My Baby Left Me“ präsentieren kann? Prominente Evergreens hier auch: Jazz Gillums „Look On Yonder Wall“, Tampa Reds „When Things Go Wrong With You“ (von Elmore James bekanntlich in „It Hurts Me Too“ umgemodelt und dann von jedermann nachgespielt) und der „Worried Life Blues“ von „Big Maceo“ Merriwether. „Partly adapted from Sleepy John Estes’s ,Someday Baby“‚, wie die kenntnisreichen Liner Notes konstatieren. „A tiny masterpiece“, wie Mr. Escott dann doch krass untertreibt. Warum sonst hätten den Song von Ray Charles bis Eric Gapton so viele aufgenommen?

Den Schlusspunkt setzt auf der vierten CD Little Richard mit „Get Rich Quick“, seiner allerersten Aufnahme vom 16. Oktober 1951. Der Titel der Jane/Leonard Feather-Komposition war Programm. Aber das große Geld machte Richard Peniman erst, als er vier Jahre später von Art Rupe entdeckt wurde, vom Gospel- ins Rock’n’Roll-Fach wechselte und einen Hit nach dem anderen schrieb…

Im Übrigen keine Berührungsängste, bitte: Remastered wurde das ganze Material hier – auch die Aufnahmen aus den 20er und 30er Jahren – um Klassen kompetenter und sorgfältiger als die berüchtigten Schellack-Transfers des Yazoo-Labels.

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